180 Freunde haben mir zum Geburtstag einen langgehegten Wunsch erfüllt: Eine riesengroße Tour durch (West-)Kanada. Seit gestern logieren (im doppelten Wortsinn!) mein Schatz und ich in der luxuriösen, aber wohltuend unprotzigen Jasper Park Lodge in Alberta. Heute regnet es und wir haben es uns sehr bequem gemacht. Um unsere Freunde aktuell über unsere Traum-Reise zu informieren, posten wir fast täglich Berichte und Fotos auf Facebook. Und werden durch viele Likes und liebevolle Kommentare belohnt.
Da lässt es sich nur mit absoluter Disziplin vermeiden, durch andere Facebook Postings zu scrollen. Und wenn man der Versuchung erliegt, erschreckt man über das Ausmaß an Gemeinheit, unhinterfragten Hüftschüssen auch von Menschen, die man persönlich kennt, über die Bereitschaft, hinter allem und jedem zuerst einmal und prinzipiell nur das Schlechteste zu vermuten. Da beginne ich mich nach den Katzenfotos und den Foodporns zurückzusehnen, für die Facebook früher einmal auch berüchtigt war. Facebook ist zu einem Ghetto des Hasses und des Argwohns verkommen. Auch und vor allem deshalb habe ich mir hier eine Nische gebaut. Und: Wenn man sich auf LinkedIn aufhält, sieht und spürt man eine gepflegte Kultur des Umgangs miteinander, die ich mir als Maßstab wünschen würde. Die Welt von Facebook ist eine hässliche geworden. Und manchmal denke ich mir, nicht Facebook bildet die Hässlichkeit ab, sondern durch Facebook entsteht erst eine neue Form des Niedergangs und der Niedertracht. Ein besonders perverser Widerspruch zu den hochgemotzten Gemeinschafts-Standards.
Mein ultimativer Trost: Facebook hat mir ECHTE Freundschaften vermittelt, ohne die mein soziales Leben erheblich ärmer wäre.
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