Im Zweifel befreit.

Auf unserer Reise durch Kanada haben wir in fast jedem Ort ein Kriegerdenkmal gesehen. Meist multifunktional. Grundausstattung: Weltkrieg 1 und 2. Extended Version: Korea, Vietnam, Afghanistan. Dabei hab ich mir gedacht: Als Pensionist mit Lottogewinn würde ich eine weltweite Studie betreiben, um herauszufinden, ob es in der Darstellung der Kriegerdenkmäler Unterschiede gibt, je nachdem, ob der Krieg gewonnen oder verloren wurde. Aus der Hüfte analysiert, habe ich in unseren Breiten viele Denkmäler gesehen, auf denen auch Gefallene abgebildet sind. Das geht bis zu passionsartigen Figuren, wo der (Über)Lebende einen Toten im Arm hält. Das ist mir in „Sieger-Ländern" noch nicht so aufgefallen. 

Wobei wir in Österreich ja ohnehin seit spätestens 1945 davon ausgingen, auf alle Fälle einmal Opfer gewesen zu sein (einige Exil-Politiker stützten diese These auch schon ab 1938). Und als Opfer kann man den Krieg, in den man hineingenötigt wurde, natürlich nicht verloren haben. Die Burschenschafter schaffen da natürlich einen bemerkenswerten Spagat, indem sie beim Heldengedenken der gefallenen Soldaten (natürlich auch der SSler) gedenken, der Toten in der Zivilbevölkerung (natürlich auch Opfer), aber all der Ermordeten in den Vernichtungslagern nur unter Zähneknirschen (sofern die von den Schmissen unverletzten Gesichtsnerven das zulassen). Und ob wir jetzt den Krieg verloren haben oder doch befreit wurden, ist in so einem Szenario natürlich schwer zu beantworten. Meine wunderbare Frau hat mich hierzu mit einer großartigen Wortspende verwöhnt: „Wir wurden halt im Zweifel befreit.“ 


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