Die Schüssel-Jahre.

Den nachfolgenden Text habe ich im Wahlkampf 2017 geschrieben. Nun, nach mehr als ausreichender Beobachtungszeit des Schüssel-Klons Kurz zeigen sich zwei Faktoren: Es ist schon wieder der gleiche konzeptionelle Ansatz. Und: Dieses Mal wird es noch schlimmer. 


"Die Schüssel-Ära hat mich politisch traumatisiert. In nur sechs Jahren wurde dem Land eine Serie von gesellschaftlich-moralischen Impertinenzen angetan, dass es mich heute noch schaudert, wenn ich daran denke. Da gab es eine querflötenspielende Handarbeits-Lehrerin als Bildungsministerin, die in ihrer reaktionären Halsstarrigkeit auch durch die grottenschlechtesten Pisa-Tests nicht aus ihrer Agonie zu wecken war. Einen Finanzminister - Beutegut aus der blauen Ecke - der mit umfunktionierten Werbeslogans seine Lügen unters 

Volk mischte. Ich sehe heute noch vor mir den elektronischen Countdown auf der Kärntner Straße, wo den Steuerzahlern das Ausbleiben neuer Schulden als Wegfall aller Altlasten vorgeflunkert wurde - und nicht einmal das Ausbleiben neuer Schulden hat gestimmt. Die unglaublich provokante Mimik eines Ernst Strasser als Innenminister - offenbar eine Erbpacht der Niedertracht aus der ÖVP NÖ, bis zum heutigen Amtsinhaber ungebrochen. 

Ein Wirtschafts-Minister, der die bis heute unerträglichen Eurofighter-Gegengeschäfte 

administrierte. Ganz zu schweigen von den blau-orangen Geschöpfen aus den Kellern der Ewiggestrigen. Infrastrukturminister, die sich im Kürzest-Takt die Klinke in die Hand gaben, ein Sozialminister, der ein eigenes Männer-Referat gründete, diverse Vize-Kanzler, die in einem gesitteten politischen System höchstens Abteilungsleiter-Stellvertreter werden könnten. 

Oder der Herr Westenthaler als Klubobmann der orangen Missetäter, der den Mädchennamen seiner Mutter angenommen hatte, damit er mit Hojac bei den Burschenschaftern nicht unten 

durch ist. Und nicht zu vergessen, der knallharte Postenwahnsinn, mit dem sich Haiders Getreue Positionen verschafften, für die sie nicht annähernd geeignet waren. Und über all dem der Kanzler. Der sich die Flaggenfarben "rot-weiß-rot" unter den Nagel gerissen hatte und diese patriotische Markierung als Brandzeichen seiner Gesinnungsgenossen missbrauchte. 

Alles, was objektiv schlechter wurde, ist als Verbesserung verkauft worden. Ein 

systematischer "Double-Bind", in dem Dir jede "Wohltat" chronische Schmerzen zufügt. Ich 

war damals Teil einer Gruppe von Menschen, die all das sehr wütend gemacht hat. 

Wir trafen uns unregelmäßig in der Kreisky-Villa, um dort wenigstens im "genius loci" Trost und Ermunterung zu suchen. Es hat sogar ein bisschen geholfen. Man hatte nicht mehr das Gefühl, dass das gesamte System verrückt geworden ist. Und heute beschleicht mich wieder so ein flaues Gefühl in der Magengrube. Wieder haben wir einen Modell-Schwiegersohn, dem man auf den Leim gehen soll. Wieder gähnt die konzeptionelle Leere, die am Ende nur mit reaktionären Versatzstücken gefüllt werden wird. Wieder die Lust am Schmerz, den die angeblichen Reformen verursachen werden - es trifft eh wieder die anderen."

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Monika (Samstag, 18 August 2018 08:39)

    Ja, ein Modell-Schwiegersohn mit lieblichen Gesichtszügen. Erschreckend!