Ich habe allergrößten Respekt vor Menschen, die imstande sind, Irrtümer einzugestehen und eine neue, abgeklärte Position einzunehmen. Mein lebenslanges Vorbild in diesem Sinn ist mein väterlicher Freund und späterer Freimaurer-Bruder Dr. Kurt Baresch. In seiner Jugend vom Nationalsozialismus verblendet und in der Waffen-SS im Krieg, hat er sich zu einem glühenden Demokraten und Humanisten gewandelt.
Und dann gibt es eine andere Kategorie, der meine ganze Abscheu gilt. Besonders viele entsprechende Exponate sind ehemalige FPÖ-Mitglieder. Aus meiner Sicht kann es nur eine Entschuldigung geben, jemals der FPÖ angehört zu haben: Wenn man im Kindergartenalter von den Eltern eingeschrieben wurde. Spätestens nach der ersten Wehrsportübung müsste bei einem gesunden Menschen mit ordentlicher Herzensbildung der Fluchtmechanismus einsetzen. Wer trotzdem bleibt oder als Wahlberechtigter beitritt, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, die unübersehbare NAZI-Genetik dieser Partei toleriert oder intellektuell nicht erfasst zu haben. Kurz: Entweder habe ich kein Gewissen oder kein Hirn. Oder beides.
In diesem Sinn habe ich auch nie die wundersame Wandlung der Heide Schmidt oder des Friedhelm Frischenschlager nachvollziehen können oder wollen. Oder die Menschen, die im zarten Alter von jenseits der 40 eine Läuterung vorschützen und der überdies noch blinden SPÖ in jede erdenkliche Körperöffnung gleiten, nur um sich durch diese Akrobatik wirtschaftliche Vorteile zu erschwitzen.
Auch die ÖVP nimmt gerne ehemalige FPÖler. Der schönste Finanzminister der zweiten Republik wäre beinahe sogar ÖVP Obmann geworden. Ein paar politische Leichen später hat es ein anderer „Schwiegersohn" immerhin aus eigener Aufzucht dann ja doch geschafft. Der aktuelle Justizminister ist ein originales FPÖ Gewächs und läuft jetzt mit ÖVP-Tarnanzug durchs Budget. Ehemalige Grüne haben bei der SPÖ angedockt. Und manch ganz besonders helles Licht war zuerst bei der FPÖ, dann Orange, dann Stronach und ist nun wieder brav braun. Nach all den Turnübungen eine fast unvermeidbare farbliche Konsequenz.
So verkommt das System, wenn lebenslanges Lernen zur opportunistischen Gesinnungslosigkeit vergoren wird. Aber im System soll ja ohnehin gespart werden.
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Erika (Mittwoch, 15 August 2018 19:19)
Dr. Kurt Baresch ist ein wunderbarer Mensch, ich schätze ihn auch sehr!
Alexandra Sterrer (Sonntag, 19 August 2018 08:37)
Mit wenigen Worten wunderbar geschrieben! ��