In den ersten Jahren meiner neuen Berufslaufbahn als Wirtschafts-Coach nützte ich eine Wohnung im 18. Bezirk als Büro.
Mit großem Stolz und der Unterstützung meines Sohnes montierte ich links neben der Haustüre mein Firmenschild. "Dr Sonnberger Business Coaching" stand da drauf und meine Handy-Nummer und "Termine nach Vereinbarung". Dieses Schild hat mir zwei Kunden gebracht: Einen fast und einen ganz.
Der ganze Kunde war ein früherer Mitbewerber in der Werbung, der in der Nähe seine Agentur betrieb und so oft vor meinem Schild parkte, bis er mich anrufen "musste". Daraus wurde eine sehr intensive Kooperation.
Der "fast"-Kunde läutete zur Mittagszeit an der Gegensprech-Anlage. Es war eine verzweifelte Mutter, die ihren 12-jährigen Sohn grade von der Schule abgeholt hatte und so traurig war, weil er einfach nicht lernen wollte. Sie würde ihn zum Aufgaben-Machen gleich da lassen und um 17.00 wieder abholen. Den Auftrag konnte ich nicht annehmen.
Und dann war noch die Teambuilding-Teilnehmerin, die im Halbkreis sitzend klagte, dass sie ihr Problem bei der Arbeit nicht gelöst kriegen konnte. Und der Kollege, der neben ihr saß, hatte eine supergute Idee, mit der der Knoten sich auftun würde. Und die Teilnehmerin brüllte ihn an: "Ich hasse Dich! Jetzt hast Du mir mein Problem weggenommen!"
Oder der Chef der Wiener Niederlassung eines deutschen Industrie-Unternehmens, der sich ein Coaching ausbedungen hatte, weil das Wiener Büro geschlossen werden sollte und er nicht nach Deutschland zurück wollte. Im Coaching evaluierten wir seine Ressourcen. Und als er die Ressourcen-Liste lange genug betrachtet hatte, sagte er: "Jetzt weiß ich, was ich machen werde: Ich verkaufe Segelboote in Kroatien!" Wir überprüften bis ins Detail, ob der Plan funktionieren würde. Und er war im besten Wortsinn "wasserdicht".
Wir verabschiedeten uns und ich entließ ihn mit der Bitte, meine Rechnung zu bezahlen und mich nach Verkauf des ersten Bootes zum Essen einzuladen. Nach drei oder vier Monaten kam ein SMS: "Boot verkauft. Wo wollen Sie essen?"
Und heute kam ein Mail bei mir an. Von jemandem, der mein Firmenschild in der Neubaugasse gesehen hat.
Mit einer Termin-Anfrage...