Vor 30 Jahren war ich Gruppenleiter in der GGK, die damals die größte und kreativste Werbeagentur Österreichs war. Es war die Zeit, als man die kommerzielle Kommunikation nicht mehr Reklame nannte und Werbung die Aura von einem Biotop hatte, in dem die klügsten, fleißigsten, kreativsten, innovativsten und oft auch lustigsten, schwierigsten und schrägsten Typen einen beneidenswerten Alltag verbrachten.
Zu dieser Zeit betreuten wir eine Marke,
deren Kenntnis einem einen ganz bestimmten Alters-Stempel aufdrückt: ELAN.
Eine Tankstellen-Marke, die zum Imperium der OMV gehörte. Signifikant erkennbar am Logo: Ein markanter vollflächig roter Kreis, in dessen untere Hälfte der Schriftzug ELAN in negativ weiß eingetragen war. Die Marke war das Gegenteil ihres Namens: Alt, altmodisch, verschnarcht und irgendwie in einem diffusen Wach-/Schlafzustand, aus dem auch wir sie nicht nachhaltig aufzuwecken vermochten.
Der zuständige Kommunikations-Chef war Herr Dkfm. Pawlik.
Ihm gilt mein heutiges Denkmal.
Er war die Inkarnation des Typus "Altösterreichischer Sektionschef". Immer nach alter Schule gekleidet, sehr penible Abstimmung der Farben, handgemachtes Schuhwerk. Das volle, graumelierte Haar sehr sorgfältig nach hinten gekämmt, ebenso sorgfältig manikürte Hände. Wie es sich für einen altösterreichischen Beamtentypus gehörte, war Dkfm. Pawlik durchdrungen von einem grundlegenden Misstrauen, das er hinter wohl austarierter Sprache zu verbergen trachtete.
Es kostete mich ein gutes halbes Jahr, bis er seinen Argwohn gegen mich als Reklamefritzen einigermaßen unter Kontrolle hatte.
Dann begab es sich, dass ELAN etwas mitzuteilen hatte, das einer möglichst breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte. Das ganze mithilfe des gedruckten Wortes. Die Media-Agentur werkelte an Plänen herum und wartete mit einem Print-Vorschlag auf, der einen signifikanten Vorsprung gegenüber der zweitplatzierten Variante vorweisen konnte.
Dieser Vorschlag enthielt die damaligen Vorboten des heute üblen Boulevards, nämlich die "Ganze Woche" und "Täglich Alles". Wir pilgerten zum Kunden. Der studierte die Pläne (unter Anlegen eines Lineals). Ließ sich alles erklären. Und sagte dann: "Auch wenn mein Controlling mir sehr strenge Fragen stellen wird: In diesen beiden Drecksblättern inseriere ich nicht."
Herr Diplomkaufmann, für diese Haltung erlaube ich mir, Ihnen hierorts ein Denkmal zu bauen.