Es kotzt mich an.

Es kotzt mich an, wie wir uns alle gegenseitig ankübeln und fertigmachen.

Wenn Konservative ihren Haß auf die Sozis dadurch ausleben, dass sie ohne jede Scham mit Faschisten kopulieren. Wenn die bürgerlichen Medien einem pubertierenden Seelenverkäufer auf den Leim gehen, der noch dazu von einem zerknitterten, alten, beleidigten Säureattentat ferngesteuert wird.

Es kotzt mich an, wenn die Sozialdemokratie nicht und nicht in den Modus einer frischen, munteren und ideenreichen Opposition findet und sich ein Jahr lang mit sich selbst beschäftigt. Wenn die Arbeitnehmer und ihre Organisationen nichts Besseres drauf haben, als grölend und trillerpfeifend durch die Straßen zu ziehen und außer "Nein" keine andere Botschaft drauf haben. Das können 3-Jährige in der Trotzphase auch. 

Es kotzt mich an, wenn Christlich-Soziale am Sonntag in den Kirchenbänken knien und - kaum dem Weihrauch entkommen - die grausamsten Methoden zur Erniedrigung von Schutz-Suchenden zumindest tolerieren. 

Wenn Konservative - mit oder auch ohne den silbernen Löffel geboren - jede, wirklich jede "Reform" gut finden, auch wenn dadurch die Grundlagen des sozialen Friedens gefährdet oder sogar zerstört werden. Wenn der Hausverstand nur noch beim BILLA wohnt und seine umfassende Abwesenheit den allergrößten Flurschaden anrichtet. 

Wenn Arbeitnehmer den Schuß der Veränderung nicht hören und jede, wirklich jede notwendige Anpassung an die Gegenwart mit zumindest passiver Resistenz beantworten und dadurch radikale Ansagen der Arbeitgeber regelrecht provozieren.

Wenn in unseren Schulen die simpelsten Mechanismen des Umgangs mit Pädagogik nicht wohnen dürfen, weil die Politik im 18. Jahrhundert stecken geblieben ist und der Klassenkampf in den Klassenzimmern tobt.

Wenn "die Menschen draußen" nicht mehr schnallen, wie sie von denen "da oben" nach Strich und Faden verarscht werden und ein Hofknicks der Außenministerin vor dem Paten aller Faschisten zum neuesten "Sissi"-Film degeneriert. 

Es kotzt mich so an, wenn Toleranz immer noch mit "Duldung" übersetzt wird und die zuständige Zentralanstalt sich in abendländischer Betulichkeit ergeht. 

Es kotzt mich an, wenn die neue Parteivorsitzende der SPÖ in ihrer eigenen Partei erst einmal die Betonschädeln aus ihrer erbärmlichen Saturiertheit locken muss, während die von jeder kritischen Reflexion befreiten Bildungsbürger zu den niedrigsten Diffamierungen greifen dürfen, ohne dass es ihnen die Rede verschlägt vor so viel Scheinheiligkeit und Projektion.

Es kotzt mich an.