Heldenplatz 2018

Auszug aus einem Polizei-Protokoll:

... der Kanzler betritt den in festliches Türkis drapierten Balkon. Er wird von Flutlicht umflort. Der Platz ist bis auf den letzten Quadratmeter voll mit Menschen. 

Am Burgtor ist eine Abordnung Burschenschafter angetreten und gedenkt der in Ausübung des KZ-Wachdiensts verstorbenen SS-Kameraden.

Von links hinten bemüht sich eine Gruppe CVer, sich einen Weg zu bahnen. Sie versuchen, ein Transparent auszurollen. Man kann kurz erkennen: "Das wollten wir nicht!" Sie werden von den Burschenschaftern abgedrängt. 

Aus einem Bundesheer-Hubschrauber stürzt sich Felix Baumgartner in die Tiefe.

Auf seinem Fallschirm sieht man das Wort "Balkanroute". Es ist mit fetten türkisen Linien kreuzweise durchgestrichen.

Zurück zum Balkon. Hinter dem Kanzler versammelt: Der Kardinal, die Ministerpräsidenten der Visegrad-Staaten, der Präsident der Industriellen-Vereinigung, der Präsident der Wirtschaftskammer, die Herausgeber von Kronen-Zeitung, Heute und Österreich. Dicht hinter dem Kanzler die Bundesminister für Inneres, Landesverteidigung und der Vize-Kanzler. Andreas Gabalier tritt an das Mikrophon und bittet mit einem kurzen kehligen Jodler um Ruhe und Aufmerksamkeit. Der Kanzler tritt nach vorne. Er richtet mit geübter Hand das Mikrophon ein und sagt dann die erlösenden Worte:

"Hiermit erkläre ich vor der Geschichte die Rückkehr meiner Heimat zum Austro-Faschismus!" Minutenlanger Jubel und frenetische "Basti, Basti!"-Sprech-Chöre.  

In diesen Jubel hinein und für die Masse unhörbar deklariert der Kanzler die Abschaffung der freien Presse, die Ausweisung aller nicht-deutschsprachigen Ausländer, den Austritt aus der EU und die Gründung einer Zoll- und Währungsunion mit Ungarn, Polen und Tschechien. 

Der Tag endet mit dem Abspielen des Kufstein-Lieds - unnachahmlich vorgetragen von Andreas Gabalier.