Vor mehr als 30 Jahren starb meine wundervolle Freundin Sylvia "Laura" Binder.
Sie wurde nur 28 Jahre alt. Ein besonders heimtückischer Darmkrebs hatte die unendlich tapfer Kämpfende besiegt.
Ich kannte sie schon aus Linz, aber unsere wirkliche Freundschaft entstand erst beim Studium in Wien.
Mit ganz viel Feingefühl hatte sie sich erst einmal meiner Liebes-Avancen erwehrt, bis wir endlich zu jener tiefen Seelenfreundschaft gefunden hatten, die ich auch heute noch vermisse. Zahllose durchwachte Nächte in tiefsinnigen und verblödelten Gesprächen hatten wir aufgesammelt. Gelacht, getanzt, gegessen, getrunken, geschwiegen und ab und zu auch geweint.
An einem Nachmittag hatte sie es sich in meiner kleinen Wohnung auf der Couch bequem gemacht, ein bisschen von den Naschereien am Tisch gekostet und über Schmerzen und Durchfall geklagt.
Zwei Wochen später sah ich sie
dann als kreidebleiche Schönheit im Krankenhaus nach der OP, bei der man ihr einen künstlichen Ausgang verpasste,
den sie bis zum Schluss nicht loswerden sollte.
Ich dachte an unsere besten drei Wochen,
als wir im Sommer 1980 mit meinem Auto durch Frankreich gefahren waren.
Und Sylvia, die sich in ihrem letzten Lebensjahr lieber Laura nennen wollte,
am Strand in der Camargue in der Sonne döste. Oder in einem kleinen Hotel im Loire-Tal, wo wir einen verregneten Abend vor der Glotze verbrachten und uns "Meuterei auf der Bounty" in der französischen Synchro anschauten.
Den Bildband über Paris mit einem eingeklebten Foto, den ich ihr als Erinnerung geschenkt hatte, hat sie sogar behalten, als sie gegen Ende ihres Lebens einen kleinen Flohmarkt mit ihren Habseligkeiten veranstaltete.
Sie hat am Ende sehr gelitten.
Sie wohnt in meinem Herzen.