Die Schuhe. So super eingecremt und nachher auf Hochglanz poliert, dass man sich drin spiegeln kann. Die Herbst-Ausstattung ist im Einsatz. Festes Leder, rutschfeste Sohlen. Die wurden schon im Sommer beim Schuster auf Vordermann gebracht.
Man weiß ja nie und was man hat, hat man.
Die Jeans. Olivgrün. Minutiös rundgebügelt. Weil Jeans mit Bügelfalte absolutes No Go. Man ist ja kein Prolo. Gürtel Ton in Ton mit Hose und Schuhwerk. Des macht einem so schnell keiner nach. Hemd mit Button-Down-Kragen. Zweiter Hemdknopf offen, darunter kräuselt sich graues Brusthaar. Das Hemd auch schon aus der Herbst-Kollektion. Dezent in sich gemustert. Beim Kauf schon so ausgesucht, dass es zu drei verschiedenen Sakkos passt. Man weiß schließlich, was zsammpasst. Dafür wurde man schon im Büro immer bewundert. Damals. In der aktiven Zeit. Die wohlverdiente Pense ist noch lange kein Grund, jetzt schlampig zu werden. Die Ehrennadel vom Tennis-Club passt so gut ins Revers. Und das Sakko ist heute wieder perfekt ausgesucht. Frisch aus der Putzerei. Für die Übergangszeit rechtzeitig in Betrieb genommen. Der Übergangsmantel. Burberry. Nicht zum Umbringen. Bei der letzten Dienstreise in London im Duty Free gekauft. Wenn der Kragen ein bissi aufgstellt ist, das schaut so sportlich aus. Die Gattin mag das. Sehr.
Die Hände. Selbstverständlich gepflegt. Macht man selbst. Mit dem Manikürzeug vom Opa. Immer noch tipp-topp. Vorkriegs-Qualität halt. Und der Siegelring glänzt in der Herbstsonne, seit der Juwelier den poliert hat! Na ja, jetzt nicht. Jetzt U-Bahn. Und heute ist die Rasur wieder so gut gelungen. Es geht doch nix über eine ordentliche Nassrasur mit dem Messer. Macht heute nur noch der Friseur. Braucht man nicht, kann man selbst. Alles superglatt. Da glänzt die Haut. Noch immer bissi braun vom letzten Teneriffa-Urlaub. Diese Rasur. Hat die Freundin vom Zimmer-Nachbarn immer so beeindruckt. Lassma das jetzt. Die Frau hat was gsagt.
Die neue Frisur steht ihr gut. Ganz kurze Haare. Irgendwie silbrig gefärbt. Und die vordere Strähne hat sie sich so rötlich machen lassen. Macht sie locker fünf Jahre jünger. Und seit sie sich in Ungarn die Zähne hat richten lassen, stören diese Falten auf der Oberlippe auch nicht mehr so. Was soll's. Man wird ja selbst auch nicht jünger. Obwohl – die Nachbarin in Teneriffa – aber lassma das.
Die Frau hat sich heute aber echt Mühe gegeben. Sie trägt die Halskette, die sie zur Silberhochzeit geschenkt bekommen hat. Aus dem Dorotheum. Merkt man gar nicht, ist ja auch ohnehin antik, wie die das dort bezeichnet haben. Das Medaillon hat sich im Dekollete verkrochen. Der Opa hat den Spalt zwischen den Brüsten immer „Studentengässchen" genannt. Irgendwann hat er auch erklärt, warum. Na ja, war vorm Krieg. Dorthin hat sich jetzt das Medaillon verabschiedet. Vor 40 Jahren hätte man es dort gesucht. Ah, deswegen Studentengässchen… Na ja, damals. Muss jetzt auch nimmer sein. Sie hält sich eh ganz gut. Wenn man so die anderen Weiber im Tennis-Club anschaut. Habe die Ehre … Nach der Wahl zum Kassier in der Herrensektion bei den Senioren war die Frau so stolz, dass sie beinahe wieder sehr romantisch geworden wäre. Musste nicht sein. Nicht unbedingt. Was hat sie jetzt gsagt? Eigentlich eh nix. Es war einer dieser wortlosen Rempler, wenn ihr was nicht passt. Ah so. Gegenüber hat sich so einer hingsetzt, von dem man nicht weiß, warum der um diese Tageszeit nix hackelt. Bei der nächsten Station umsteigen. Passt eh.