Aus den Gräbern.

Aus den Gräbern hören wir das Hohngelächter von Georg Ritter von Schönerer, von Karl Lueger, von Adolf Hitler, von Herrmann Göring, von Eichmann, von den Kommandanten der Vernichtungslager, von den ungezählten Schreibtischtätern, die das Gesetz über die Gerechtigkeit gestellt haben. Wir hören das Triumph-Gejohle aller Rassisten und Sklaventreiber, all jener, die aus religiösen Gründen gemordet haben und von denen, die das aus grausamer Menschenverachtung getan haben. Von den Folterknechten aller Diktaturen. 

Sie alle feiern heute, dass sie es gar nicht so schlecht hingekriegt haben, als sie ihre Opfer hingerichtet haben. Sie alle freuen sich, dass die Dummheit und die Niedertracht Auferstehung feiern und sich so virtuos den neuen Zeiten anpassen.


Und wenn wir besser hinhören würden, dann könnten wir auch das leise Wimmern der hingemordeten Kinder hören, die hohle Wut der Intellektuellen, das verzweifelte Aufschreien der Mütter, die erstickten Klagen der Väter, der Omas und Opas. Wir könnten - würden wir besser hinsehen - die gereckten Fäuste der Widerstandskämpfer sehen, die rollenden Köpfe der Hingerichteten, das tödliche Taumeln der auf der Flucht Erschossenen. 


Wenn unsere Erinnerung intakt wäre, dann würden wir an die wunderbaren Bücher und Briefe denken, die von großen Geistern geschrieben wurden und die von erbärmlichen Kleingeistern dem Feuer übergeben wurden. Wir würden uns heute fragen, was Bildung wert ist und welchen Wert sie von den Regierenden bekommt.

Wir würden genauer hinschauen und besser hinhören, wenn die Unverschämtheit und die Infamie auf allem herumtrampeln, wofür so viele wertvolle Menschen gelitten haben und gestorben sind.


Heute. Allerheiligen. Morgen. Allerseelen.

Wenn uns nichts mehr heilig ist, steht es schlecht um unsere Seelen.