Die Arroganz des Guten.

"Schau, ich weiß doch, was gut für Dich ist. Du musst mir das einfach glauben. Ich bin älter und klüger als Du und deswegen machen wir jetzt, was ich sage. Wirst schon sehen, es ist nur zu Deinem Besten."


Ansagen dieser Art haben die meisten von uns von unseren Eltern gehört. Und sinnigerweise stammen diese Botschaften - wenn wir sie als Erwachsene wiederholen - aus dem sogenannten "Eltern-Ich". Die Transaktionsanalyse kennt hier das gütige (Lob, Trost) und das kritische (Kritik, Tadel) Eltern-Ich. Beiden gemeinsam: Sie wirken von oben nach unten. Und ernten somit Reaktionen auf der Kind-Ich-Ebene. Entweder trotzig oder angepasst, so gut wie nie jedoch frei und spielerisch. 


Gut sein, gut meinen und im best case sogar gut machen ist immer mit der Gefahr verbunden, dem anderen Menschen gegenüber zumindest belehrend, manchmal sogar arrogant zu erscheinen. Fast immer hilfreich: Das Angebot einer für alle nützlichen Alternative zum auch noch so giftigen bösen Mainstream. Sonst möchte der Mainstream nämlich weiter böse sein, geifern und das Gute als ihm (wesens)fremd diskriminieren. 


Die dauernde Gratwanderung: Ein Arschloch ist ein Arschloch, Intoleranz bleibt Intoleranz und die intoleranten Arschlöcher können und sollen durch Toleranz nicht zum Guten gestreichelt werden. 


Was bleibt: Der diffuse Mittelbau, der durch die Lautstärke und die Angst der Arschlöcher ins inhumane Eck gelockt wird. Denen - dem Mittelbau - muss man Angebote machen, 

die Vorteile versprechen. 

Dass das Gute auch persönlichen Nutzen stiftet, der größer ist, als ein gutes Gewissen. Auf das - das gute Gewissen - wird nämlich immer öfter geschissen. Gut sein muss sich lohnen. Nicht erst im Paradies, sondern hier und jetzt. 


Und wenn die rumänische Pflegerin ihr Kindergeld in voller Höhe behält, ist das zwar gut fürs Gewissen, aber noch viel besser für die einheimische Oma, die den 24 Stunden Service braucht. Und wenn wir den afghanischen Lehrling nicht abschieben, warat das zwar eine moralische Selbstverständlichkeit, aber dass der Betrieb, wo er arbeitet, mehr vom Bleiben als vom Rausschmeissen hat, soll in Gottes Namen das bessere Argument sein. 


Unterm Strich zählt, was rauskommt. Und wenn wir uns schon nicht mehr auf die 10 Gebote verlassen können oder gar den kategorischen Imperativ, dann wenigstens auf unseren eigenen Vorteil. Wenn dann "trotzdem" das Gute gewinnt, meinetwegen ...


Dem Guten ist es wurscht, warum es passiert. Hauptsache, es geschieht.

Und dass es nicht arrogant daherkommt. 

Sonst simma ja Gutmenschen. 

Und das muss verhindert werden.