Keine Story.

Pamela Rendi hat keine Story.


Story-Telling. Narrativ. Consumer-Journey. Nur ein paar Buzzwords aus dem "modernen" Kommunikations-Wörterbuch. Vieles, was sie ausdrücken wollen, hat es unter anderen Bezeichnungen auch früher schon gegeben. Aktuell ganz sicher relevant und für erfolgreiche Kommunikation unverzichtbar: Wer keine persönliche Geschichte mit sich selbst verknüpfen kann, hat nichts zu sagen.


Kurz und die Schließung der Balkanroute und die Sicherstellung einer Streit-befreiten Regierung ist so ein Narrativ (narrare/lat. für "erzählen"). 

Strache - auch wenn er es mit Tonnen von Kreide in der Stimme abstreitet - bedient die Sehnsucht der Zurückgebliebenen nach dem "starken Mann" und die Unverschämtheit der Unverbesserlichen in ihrer Verherrlichung des Faschismus. 

Die Neos sind das, was sich eine relevante Minderheit unter einer weltoffenen ÖVP vorstellen möchte.

Die Pilze sind - berechtigt - stolz auf die investigative Kontrolle ihres polarisierenden Gründers. 


Nur die SPÖ hat nichts zu sagen. Im doppelten Wortsinn: Abgeschnitten von den Hebeln der Macht und sprachlos durch die selbstangelegten Knebel der Konzeptlosigkeit. Die vielfach schon von professionellen Kommentatoren festgestellte Entfremdung von den früheren Stammwählern, die ihr Zuhause bei den Blaunen gefunden haben; die internen Kalamitäten zwischen den Traditionalisten und den Reformern; der Verlust der früher bis zur katatonischen Lähmung praktizierten Beton-Loyalität nach außen: All das multipliziert den Schaden in der Essenz - nicht zu wissen und demnach auch nicht kommunizieren zu können, wofür man steht.


Der reflexartige Rekurs auf das sozialdemokratische Familiensilber "Gerechtigkeit" wird grade durch Kurz und Komplizen in einem paradoxen Purzelbaum umgedeutet. 


Ausgerechnet die ÖVP und die FPÖ (die historisch gesehen die erste Europa-Partei in Österreich war) bomben das Land in die Krähwinklerei von Visegrad. 

Da wäre für die historisch am längsten EU-skeptische SPÖ ein Scheunentor offen, durch das man erhobenen Hauptes und mit ausgebreiteten Armen gehen könnte. Mit einem Bekenntnis zu den europäischen Werten, zur Einheit in der Vielfalt, zu einem europäischen Sozialsystem und einer europäischen Haltung zur Digitalisierung und zur Globalisierung. 


Das ist derzeit kein Konglomerat für absolute Mehrheiten. Aber ich will den Glauben nicht daran verlieren, dass es zu mehr als 35% reichen müsste. Mit einer Wählerschaft, die zumindest in dieser Menge nicht hinnehmen will, dass wir zu einer intoleranten, illiberalen, provinziellen und unsozialen Gesellschaft von Wadlbeißern verkommen. 


Ein bisschen Mut und eine radikale Abkehr vom Diktat der Meinungsforschung wäre dafür allerdings eine notwendige Voraussetzung...