Widerstand.

In der Schüssel-Zeit haben einige meiner Freunde am Revers einen elektrischen Widerstand getragen. Ich werde mir jetzt auch sowas besorgen und meine Tochter, die Goldschmiedin ist, bitten, mir eine Anstecknadel drauf zu machen.

Die unerträglich impertinenten Anschläge von Kickl und seinen Komplizen, das ohrenbetäubende Schweigen der Türkisen und die knieweiche (öffentliche) Reaktion des Bundespräsidenten machen mich sehr nervös. 


Auch wenn jede einzelne der bisherigen Schweinereien der Regierung in der Sozialpolitik unfassbare Anschläge auf den sozialen Frieden und das Wohlergehen der Schwachen waren: Jetzt geht's ums Eingemachte der Demokratie.


Die Attentäter haben noch nie ein Hehl daraus gemacht, wes Geistes Kind sie sind. Die FPÖ ist in ihrem Kern seit Geburt eine faschistische Partei. Sie kann mit einer aufgeklärten Demokratie nichts anfangen. Bezeichnend deshalb auch die regelmäßigen Reaktionen auf die Aufregung nach immer neuen Unerträglichkeiten: "Ich verstehe die Aufregung nicht." Da sind sie dann ausnahmsweise einmal ehrlich. Sie verstehen die Aufregung tatsächlich nicht, weil sie Demokratie, Aufklärung, Menschenrechte auch wirklich nicht begriffen haben. 


Dagegen muss jetzt mehr geschehen, als Demonstrationen. Die helfen zwar allen Teilnehmerinnen und Sympathisanten, um zu sehen, dass man nicht alleine ist. Und das ist ganz besonders hilfreich. Aber die Kritisierten beuteln sich ab wie nasse Hunde.


Ich glaube, wir brauchen so etwas wie echten Widerstand. Von der passiven Resistenz bis zum offenen Gegenwind. Wenn die "Gelben Westen" nicht in die Gewalt gekippt wären und schon wieder von rechts gekapert worden wären: So etwas würde mir gefallen.


Ich fang jetzt einmal mit dem Revers-Widerstand an. Damit wir einander erkennen. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Brigitte Kratochwill (Montag, 28 Januar 2019 12:26)

    Lieber Hannes!
    Die sehr ästhetischen türkisen Widerstandsnadeln und dein Text dazu machen mich recht nachdenklich.
    Ich teile deine Nervosität bezüglich der immer dreisteren antidemokratischen Sager der Regierungsmitglieder. Ich bin besorgt, mitunter sogar sehr verzweifelt, und denke viel darüber nach, welche Möglichkeiten des Widerstands mir offen stehen.
    In meinem früheren Berufsleben als Lehrerin oder als Schuldirektorin war es für mich das höchste Ziel, die Jugend zu kritischen, demokratischen Menschen zu erziehen, sie mit der Vergangenheit zu konfrontieren, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Dabei war es mir immer wichtig, hoffnungsvoll in die Zukunft zu sehen und trotz bedrohlicher Umstände nicht zu resignieren.
    Nicht resignieren, nicht aufgeben, nach Möglichkeiten des Widerstandes zu suchen, Gespräche suchen, anlysieren, argumentieren ...
    das ist auch heute meine Devise. Aber ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich schon manchmal resigniert bin.
    Deine Regierungsanalyse ist brillant. Dass nun mehr geschehen soll als Demonstrationen, sehe ich ebenfalls als notwendig. Jede Form des Widerstandes ist gefragt.
    Insofern sind die Widerstandsnadeln ein Symbol, ein Ausdruck. Aber kratzen oder stechen wird es die Demokratiezersetzer kein bisschen.
    In meiner Gegend - im ländlichen Bereich von Salzburg - werden nur ganz wenige dieses Symbol erkennen, und es wird dort wahrscheinlich eher als ästhetischer Schmuck wahrgenommen.
    Zu wissen, dass es sehr viele gibt, die besorgt sind, die aufschreien, die ihr Entsetzen äußern, hilft etwas gegen die aufkeimende Resignation, gibt Mut und Kraft. So geht es mir auch mit deinem Text!