Faschismus.

Es ist grade in Österreich besonders wohltuend, wenn sich der Bundeskanzler so nachdrücklich vom Antisemitismus distanziert, dass auch jüdische Organisationen damit erfreut einverstanden sein können. 


Meine Vermutung ist aber, dass der Kanzler glaubt, damit das Wesen des Faschismus umfassend verstanden zu haben. Die grauenhafteste und bestialischeste Form des Faschismus - der Nationalsozialismus - hat in der Tat mit seiner industriell betriebenen Ermordung von 6 Millionen Juden dem Faschismus eine im wahrsten Sinn des Wortes historisch einzigartige "Abart" gegeben. 


Und doch weist der Faschismus weitere Wesenszüge auf, die man in der Geschichte und der Gegenwart beobachten kann. Ein einfacher Suchvorgang im Internet bringt auch für Nicht-Politikwissenschafter oder Nicht-Historiker rasch klare Antworten.

Es wäre lohnend, würde der Kanzler auch diese Erkenntnisse berücksichtigen. Sie könnten ihm behilflich sein beim Verständnis seines Koalitionspartners und eigener (unbewusster/unbedachter/ungebildeter) Verhaltensweisen. Zur Vereinfachung des Aufwands kopiere ich hier die klarsten Suchergebnisse.   

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Im Jahr 2004 formulierte der US-amerikanische Politikwissenschaftler Matthew Lyons folgende Faschismusdefinition: 

„Faschismus ist eine Form rechtsextremer Ideologie, die die Nation oder Rasse als organische Gemeinschaft, die alle anderen Loyalitäten übersteigt, verherrlicht. Er betont einen Mythos von nationaler oder rassischer Wiedergeburt nach einer Periode des Niedergangs und Zerfalls. Zu diesem Zweck ruft Faschismus nach einer ‚spirituellen Revolution‘ gegen Zeichen des moralischen Niedergangs wie Individualismus und Materialismus und zielt darauf, die organische Gemeinschaft von 'andersartigen' Kräften und Gruppen, die sie bedrohen, zu reinigen. Faschismus tendiert dazu, Männlichkeit, Jugend, mystische Einheit und die regenerative Kraft von Gewalt zu verherrlichen. Oft – aber nicht immer – unterstützt er Lehren rassischer Überlegenheit, ethnische Verfolgung, imperialistische Ausdehnung und Völkermord. Faschismus kann gleichzeitig eine Form von Internationalismus annehmen, die entweder auf rassischer oder ideologischer Solidarität über nationale Grenzen hinweg beruht. Normalerweise verschreibt sich Faschismus offener männlicher Vorherrschaft, obwohl er manchmal auch weibliche Solidarität und neue Möglichkeiten für Frauen einer privilegierten Nation oder Rasse unterstützen kann.“ 

In seinem im Jahre 2004 veröffentlichten Buch The Anatomy of Fascism definiert der US-amerikanische Geschichtsprofessor Robert O. Paxton Faschismus so: 

„Faschismus kann definiert werden als eine Form des politischen Verhaltens, das gekennzeichnet ist durch eine obsessive Beschäftigung mit Niedergang, Demütigung oder Opferrolle einer Gemeinschaft und durch kompensatorische Kulte der Einheit, Stärke und Reinheit, wobei eine massenbasierte Partei von entschlossenen nationalistischen Aktivisten in unbequemer, aber effektiver Zusammenarbeit mit traditionellen Eliten demokratische Freiheiten aufgibt und mittels einer als erlösend verklärten Gewalt und ohne ethische oder gesetzliche Beschränkungen Ziele der inneren Säuberung und äußeren Expansion verfolgt.“ 

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