Digital Natives.

Es ist schon mehr als 15 Jahre her, da war ich - sehr ehrenvoll - Mitglied des Beirats einer Fachhochschule mit digitalem Unterrichts-Schwerpunkt. Zur selben Zeit hing mein Sohn in einer sehr intensiven "Beziehung" zum berühmt-berüchtigten Spiel "World of Warcraft". Seine Mama und ich waren beunruhigt und besorgt, welchen Einfluss das Spiel auf seinen Alltag haben würde und bemerkten ein paar der damals schon bekannten Kollateralschäden: Weniger Kontakte in 3D mit realen Freunden, Leistungsabfall in der Schule, ... 

Die unterschiedlichsten Versuche, ihn davon abzubringen, scheiterten. 

Zu dieser Zeit fragte der Rektor der FH die Beiräte, ob sie sich ein Forschungsthema wünschen möchten. Und ich wünschte mir eine Untersuchung des Einflusses von Computerspielen auf die Persönlichkeitsentwicklung und potenzielle Suchtgefahren. Eine halbstündige Belehrungsbonanza über die segensreichen Auswirkungen dieser Spiele auf Kreativität und Lösungsorientierung brach über mich herein. Bis sich ein anderes Beiratsmitglied - ein hochrangiger Manager eines Finanzdienstleisters - meldete und mitteilte, dass sein Sohn im selben Spiel hängen würde und nun nach Jahren der schulischen Spitzenleistungen die Klasse wiederholen müsste. Betretenes Schweigen. Die Forschungsarbeit wurde trotzdem nicht durchgeführt.

Schnitt. Mein Sohn hat von sich aus aus dem Teufelskreis gefunden und sich zu einem wunderbaren selbstbestimmten Menschen entwickelt, auf den ich sehr sehr stolz bin.

Nochmals Schnitt.

Nun merke ich, dass kleine Kinder - zwei bis drei Jahre alt - ganz selbstverständlich mit den Smart-Phones ihrer Eltern hantieren. Manchmal schaffen sie es sogar, Nachrichten an den gesamten Kontakt-Verteiler der Eltern zu verschicken 😊 

Es gibt auch eigene Apps, die den Zugriff der Kids auf nur ganz bestimmte für sie geeignete Spiele erlauben.

Und gleichzeitig merke ich, dass das schlichte Betrachten eines Bilderbuchs oder das Vorlesen einer Geschichte unter raschem Desinteresse leidet - weil sich nix bewegt, keine Effekte eingebaut sind, zu wenig Action drin ist. Natürlich gibt es diese wunderbaren Bücher, wo allerlei aufpoppt, hin und hergezogen und verschoben und montiert werden kann. Aber gegen ein Smartphone-Gadget wird's schwer, zu bestehen...

Lamento eines Maschinenstürmers? Angst vor der Digitalisierung? Konservative Sorge vor dem Untergang des Abendlandes?

Ich weiß es nicht. Aber ein bissi ratlos bin ich schon ...