Wer Angst hat, kann mit Konflikten nicht umgehen.
Wir leben in dystopischen Zeiten. Die Verengung unserer Wahrnehmungen macht uns anfällig für die Verengung unserer Herzen und unserer Gedanken. Und wir werden unbeweglich für Lösungen, die auch die Interessen anderer berücksichtigen.
Angst. Kommt von Enge. Angst ist ein diffuses Gefühl der Bedrohung. Dieses Gefühl sitzt sehr tief in unserem Nervengeflecht. Die „Bereitschaft“ zur Angst wird oft durch ein Defizit an Vertrauen - an Urvertrauen - gefördert. Dieses Urvertrauen vermitteln uns vorzugsweise die Eltern, die uns schon als kleine Kinder mit etwas beschenken können/sollten, das mit einem besonderen Wort ganz wunderbar beschrieben wird: Geborgenheit.
Wer sich geborgen fühlt, muss keine Angst haben. Wer bedingungslos geliebt wird, muss nicht Angst und Schrecken verbreiten, damit sich die anderen Menschen wenigstens fürchten (wenn sie einen schon nicht mögen). Und wer es auf Basis dieses Urvertrauens schafft, auch sich selbst ausreichend zu lieben, ist ohnehin hervorragend ausgerüstet für ein konstruktives Leben in der Gemeinsamkeit.
Angst sehnt sich nach Reduktion von Komplexität, nach einfachen Lösungen.
Angst scheut Fakten. Fakten stehen für Komplexität. Komplexität für Verschwörung.
Angst ist der Hebel für kollektive Unvernunft. Angst ist der Reflex, der eintritt, wenn ich glaube, mit meinen eigenen Ressourcen nicht mehr in der Lage zu sein, komplexe Situationen zu beherrschen.
Im Gegensatz zur Furcht. Die ist konkret. Die hat einen ganz spezifischen Auslöser, gegen den man auch ganz spezifisch ankämpfen kann. Ganz viele Menschen haben Angst vor diffusen Verallgemeinerungen.
Von daher kommen diese Pauschalierungen, die der konkreten Überprüfung im Einzelfall so gut wie nie standhalten.
Angst und Konflikt sind Geschwister, oft sogar Zwillinge. Bei gutem Konflikt-Management geht es aber nicht um Sieg oder Niederlage, sondern um die Herstellung der Handlungsfähigkeit aller Beteiligten. „Ich muss nicht gewinnen. Mir droht keine Niederlage“ ist oft schon eine krampflösende Erkenntnis.
Häufig haben Menschen sogar Angst davor, einen Konflikt als Konflikt zu bezeichnen – weil dann müsste man sich ja mit einem konkreten Problem beschäftigen und müsste das sorgsam gepflegte Ressentiment dem „reality-check“ aussetzen. Gelungenes Konflikt-Management besteht aber aus Geben und Nehmen.
Ich gebe Dir etwas, damit ich etwas gewinnen kann. Konflikt-Management ist die Ablöse der Angst-Lähmung durch konkretes Handeln. Ist das Heraustreten aus dem Schützengraben der festgefahrenen Standpunkte. Wer auf seinem Stand-Punkt stehen bleibt, wird sich niemals bewegen können. Und wenn sich niemand bewegt, wird sich nichts Gutes für alle Beteiligten bewegen lassen. Von dieser Erkenntnis sind derzeit viele weiter entfernt, als uns allen guttut.
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