Es ist vollkommen unerheblich, OB das Land gespalten ist und WER daran Schuld trägt.
Es ist unübersehbar, dass es gespalten IST.
Nicht einmal das Warum spielt noch eine Rolle.
Für den gelernten Österreicher ziemlich ungewohnt. Im Land, in dem die Provisorien wie Professorien geschrieben werden und unabhängig von der Schreibweise besonders lange halten, hat sich jahrzehntelang der Usus des Durchwurschtelns eingenistet.
Damit scheint es nun vorbei zu sein.
Eine Truppe von Hasardeuren hat sich an die Schalthebel gesetzt. Und schaltet und waltet. Gerade noch notdürftig eingebremst von
not-wendigen Verfassungsmehrheiten.
Die sind not-wendig, um die schlimmsten Abartigkeiten abzuwenden.
Die Gräben gehen mittlerweile durch Familien, Freundschaften und berufliche Beziehungen. Ein Essen im Wirtshaus, eine Fahrt in der U-Bahn, Anstellen bei der Supermarkt-Kasse: Die statistische Erkenntnis, dass jeder Vierte kein Problem hat, unverhohlen faschistische Ideen zu wählen, stimmt unbehaglich.
Plus ein weiteres Viertel, das diesen Faschismus für zumindest tolerabel bei der Verfolgung der eigenen Ziele hält.
So unverblümt hat sich das noch nie gezeigt.
Learning aus meiner Sicht:
Je klarer, präziser, resoluter die derzeitigen Oppositionsparteien eine Gegenposition zu diesen Verwerfungen beziehen, umso eher entsteht die Chance, bei der nächsten Wahl eine Abwahl des aktuellen Gangs in die
3. Republik überhaupt andenken zu können.
Die Aussicht ist ohnehin mager.
Und dann wird es trotzdem kein Ende haben mit der Spaltung. Es wird im günstigsten Fall eine Mehrheit jener Parteien geben, die das Land von rechts außen langsam wieder in die Mitte rücken werden. Und das wird sich für die dann in der Minderheit Befindlichen wie links-radikal anfühlen.
Im best case werden die Gräben nicht zugeschüttet. Das fühlt sich im Land, in dem die Verdrängung "erfunden" wurde, dann auch genau so an.
Mit Glück gelingt es, Hängebrücken über die Abgründe zu bauen. Über die man sich dann schwankend und fallweise aufeinander zubewegen kann.
Aber die tiefe Einsicht, dass wir uns der Aufklärung, den Menschenrechten, der sozialen Gerechtigkeit und dem Rechtsstaat verpflichtet fühlen (sollten), wird noch viele Jahre nicht mehr Allgemeingültigkeit haben.
Fazit: Es müssen die Unterschiede in den politischen Konzepten superdeutlich herausgestellt werden. Und nicht die Schnittmengen. Die es de facto ohnehin nicht gibt. Oder nicht geben sollte. Das wäre wenigstens ehrlich und den Tatsachen angemessen.