Fahrscheinkontrolle beim Ausgang der U1 Hauptbahnhof. Zwei Kontrollore versperren den Weg. Eine Dame um die 60, Koffer im Schlepptau, zeigt ihre Fahrkarte. Offenbar ist sie am Morgen schon einmal unterwegs gewesen und nun ist seit der letzten Fahrt zu viel Zeit vergangen. Der Kontrollor sagt nicht: "Der Abstand zwischen erster Fahrt und jetzt ist zu lang", sondern er fragt: "Na, wie spät hammas denn jetzt?" Und ich hätte gerne ihn gefragt: "Na, was haben Sie denn gelernt, dass das hier der Höhepunkt Ihrer Karriere ist?" Ja, ich hab´s nicht gefragt, weil ich weiter musste und meinen Termin nicht versäumen wollte. Und wahrscheinlich hätte ich mich mit mehr Zeit auch nicht eingemischt. Eh.
Solche Schwarzkappler hat es immer gegeben und noch nie waren da verkappte Nobelpreisträger unterwegs. Eh nicht.
Aber jetzt traut sich dieser Typ Mensch viel mehr an die Oberfläche.
Weil "mia san jetzt in da Regiarung und jetz werds schaun, olle mitanaunda!"
Die Dämme brechen. Lassen wir Social Media einmal beiseite. Lassen wir den Verdacht gelten, das Gerülpse dort wäre ja doch nur ein nicht repräsentativer Ausschnitt aus einem sehr viel größeren Spektrum. (OK, ich reiß mich jetzt zusammen, obwohl es mir schwer fällt.)
Nehmen wir nur die offiziellen Aussagen jener, die von Amts wegen dazu da sind, zu regieren. Da meldet sich der Kanzler und sagt, dass man es Migranten nicht so leicht machen möchte, die Segnungen unseres Sozialsystems zu nützen, obwohl sie nix eingezahlt haben. Das sagt er, obwohl er weiß, dass die Verschiebung der Mindestsicherung in die Sozialhilfe zu 75% die sogenannten "Einheimischen" trifft.
Und der türkise Klub-Obmann möchte, dass eine 58-Jährige Migrantin, die nicht lesen und schreiben kann, weil sie es in ihrer früheren Heimat nicht lernen durfte, einen Deutschkurs absolviert (ist ja OK, obwohl das für eine Analphabetin viel schwerer ist, als für andere Leute) und zur Motivation halbiert er ihr die Mindestsicherung. Weil a bissi bemühen muss sie sich schon...
Und dann wollma auch noch die Sicherungshaft für gefährliche "Asylanten". Nach 48 Stunden muss ein Richter her und 18 Monate darf sie schon dauern.
Das sagen sie, obwohl sie wissen, dass das schon wieder nicht verfassungskonform ist und dass man sowas auf alle Einwohner ausdehnen müsste und dass wir dann mitten im allerfeinsten Spitzelwesen landen.
Die Dämme brechen. Vor ein paar Jahren waren bereits solche Gedanken verpönt, geschweige denn, sie auszusprechen. Und jetzt sind so wenige Flüchtlinge da, wie noch nie und es passieren Straftaten, die man verhindern könnte, wenn man nicht viel lieber die Eskalation bewusst in Kauf nähme, Hauptsache, das halbe Land krümmt sich vor Paranoia und schreit nach dem Freiheitsentzug. Für alle, ja, kann schon sein, aber mich wird´s ja nicht treffen, ich hab ja nix angestellt.
Und dann denk ich mir: Wer weiß, vielleicht denkt dann mein Nachbar an mich, weil ich seinen Gestaltungswillen am Balkon kommentiert habe … Da lässt sich vielleicht doch noch meine Neigung zum Asozialen daraus ableiten, irgendwas wird schon dran sein, an dem Typen ...
Die Dämme brechen. Sozialdemokraten haben keinen inneren Zusammenhalt mehr und lassen es zu, wenn der Landeshauptmann des kleinsten Bundeslandes dem Bundeskanzler seine Aufwartung macht - und als Willkommensgeschenk hat er wieder eine seiner kranken Ideen dabei.
Die Dämme brechen.
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cornelia keller-milak (Freitag, 15 März 2019 12:06)
es stimmt. aber dag