Alles Chimäre...

Gestern beim Kabarettisten. 

Gute, solide Pointenschleuder. Relaxed. Tut auch gut, sich von intelligentem Wortwitz verwöhnen zu lassen. Ausnahmslos ohne eine einzige Anspielung auf die derzeitigen politischen Verhältnisse. 

Zurücklehnen. Schauen. Das Publikum anschauen.

Da macht sich eine gewisse Unruhe in mir breit. Und dann weiß ich plötzlich, woher sie kommt. Es ist die Erinnerung an die TV-Berichte aus den FPÖ-Bierzelten. Die sauertöpfischen Gesichter, die bei den für sie manchmal angekündigten Pointen plötzlich ins Lachen losbellen. Die wagemutig gefärbten Haare. Signifikantes Merkmal: Blauschwarzer Grundton mit einer markanten lila Strähne drin. Die Jack Wolfskin Gilets. Das unübersehbare Sachbearbeiter-Leben.

Viele von ihnen sind massiv bedroht. Die Digitalisierung wird ihre Jobs angreifen. Wahrscheinlich wissen es manche auch schon. Weil der pragmatisierte Kollege nach seiner Pensionierung nicht nachbesetzt wurde. Weil man sich selbst schon ausrechnet, wieviel Krankenstand vor der eigenen Pension grade noch vertretbar sein wird. 

Und von dieser subkutanen Vibration kommt dieser unübersehbare Missmut. 

Aber heute müssma lachen, weil das Fernsehen ist da und da wollma net unangenehm auffallen. Überhaupt: Nur net auffallen.

Diesen Menschen fällt nichts auf. Diesen Menschen ist es scheißegal, ob die Identitären in der Villa Hagen ein Büro haben und wieviele Freiheitliche Funktionäre sie unterstützen. Die schauen nicht die ZiB2 und Armin Wolf ist doch der, der die Leute nicht ausreden lässt. 

Wir - also die, die diese Zeilen lesen - dürfen nicht glauben, dass dieses Regime im Wanken ist. Dass die internationalen Geheimdienste uns aus dem Weg gehen, ist für die Sachbearbeiter des keimenden Faschismus eine gute Nachricht: Geht die eh nichts an, was wir hier so treiben!

Wir müssen uns an den Gedanken gewöhnen, dass es im Parlament nur zwei kleine Oppositionsparteien gibt. Trotz der Erfolge bei den AK-Wahlen für die Sozialdemokraten.

Denn was diese Erfolge uns zeigen, ist der Unmut über den Sozialabbau und die beginnende Ausbeutung. 

Vielleicht - dort oder da - auch über die unerträgliche Dummheit der Faschisten.

Aber niemand wird sich gegen die Identitären wehren. Austausch? Stimmt doch! Weltjudentum? Eh wie immer! Nazi-Keule? Geh bitte!

Mit dem Antifaschismus gewinnt man in Österreich keinen (Korn)Blumentopf. 

Alles andere ist Chimäre ...

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Kommentare: 3
  • #1

    Franz Halmer (Freitag, 05 April 2019 12:02)

    !!!!!!!! Überhaupt: Nur net auffallen.

    Diesen Menschen fällt nichts auf. Diesen Menschen ist es scheißegal, ob die Identitären in der Villa Hagen ein Büro haben und wieviele Freiheitliche Funktionäre sie unterstützen. Die schauen nicht die ZiB2 und Armin Wolf ist doch der, der die Leute nicht ausreden lässt.

    Wir - also die, die diese Zeilen lesen - dürfen nicht glauben, dass dieses Regime im Wanken ist.

    Triffts voll - aber:
    Rudi Fußi
    ‏ @rudifussi

    Es schaut mir nach Neuwahlen und Schüssel-Stunt aus. THREAD

    Denn: Alles über die Identitären und deren FPÖ-Nähe war schon vorher bekannt. Eine 1.500 EUR-Spende soll plötzlich alles anders machen? Das ist naiv. Dazu kommt: Küssels Leute sitzen schon ewig in den Ministerien.
    06:38 - 4. Apr. 2019

    29 Antworten 62 Retweets 327 Gefällt mir
    franz halmer Text twittern


    Das war nie ein Problem für Kurz. Kurz musste wissen, dass es einen Generalsekretär gibt, der in Neonazikreisen verkehrte, er musste wissen, wer der Kabinettschef von Norbert Hofer ist, er musste all das, was jetzt "aufregt" bereits wissen. Die Frage ist daher:
    2 Antworten 4 Retweets 100 Gefällt mir
    Rudi Fußi
    ‏ @rudifussi
    18 Std.vor 18 Stunden

    Was hat sich jetzt plötzlich geändert? Meine Mutmaßung: Er hat Zahlen. Kurz agiert bei inhaltlichen Forderungen rein umfragebasiert, es ist ja Marketingpolitik, so viel ist klar. Nun wird er Zahlen haben, die zeigen, dass es vielen vor Rechtsextremen graust, auch FPÖ-Wählern.
    6 Antworten 9 Retweets 125 Gefällt mir
    Rudi Fußi
    ‏ @rudifussi
    18 Std.vor 18 Stunden

    Diese kann er gewinnen. Er treibt jetzt die FPÖ vor sich her, wissend, dass sich die FPÖ von den Identitären niemals zu 100% abgrenzen wird können. ÖSTERREICH titelt: Kurz entmachtet Kickl. Die PK mit Strache war sensationell, weil sie etwas gezeigt hat: Der Honeymoon ist over.
    3 Antworten 9 Retweets 123 Gefällt mir
    Rudi Fußi
    ‏ @rudifussi
    18 Std.vor 18 Stunden

    Ich gehe daher fest davon aus, dass all das was wir hier sehen einem Plan folgt und die FPÖ am völlig falschen Fuß erwischt. Kurz will ja nicht als Rechtsextremisten-Freund in die Geschichte eingehen, daher: Neuwahlen, ÖVP auf 40%, Koalition mit Neos und/oder Grün, fertig. ENDE

  • #2

    Elfi (Freitag, 05 April 2019 21:13)

    danke Hannes, leider wahr..unsereins gfrettet sich mit der Ist-Situation , bin vielleicht schon dabei das Hangerl zu werfen und sich dem fügen, was keiner gewollt haben wollt..heute zumindest erstmals bereit.

  • #3

    Ulli (Dienstag, 09 April 2019 23:02)

    Seh das schon länger so wie Fußi... als ich das über einen geteilten Blog (Kurz hätte angeblich schon ein Wahlkampfteam am Vorbereiten) vor einiger Zeit in meine Timeline brachte, galt es noch als Verschwörungstheorie... langsam verdichten sich die Anzeichen, dass es durchaus nach Schüssel-Muster läuft...

    Dass die EU-Wahlen mit unterschiedlichen Zielrichtungen die (Zweck-) Harmonie aufbrechen werden, war ja tatsächlich vorhersehbar... Kurz wird die Erschrockenen kassieren und gestärkt aus dem Schlamassel hervorgehen, so ist zu befürchten... und dann hoffen wir, dass "Tag X" niemals kommen wird...