Scham und Schande.

H.C. Strache am 28.4.2019 in der "Krone":

"Nur dort, wo jemand versucht, seine politischen Ziele mit Gewalt durchzusetzen, handelt es sich um Rechtsextremismus, der selbstverständlich in einer Demokratie nichts verloren hat."

Wenn der Vizekanzler der Republik Österreich Rechtsextremismus erst dort ansetzt, wo Gewalt angewendet wird, ist das eine Schande für das gesamte politische System. 

Es ist selbstverständlich auch und ganz besonders eine Schande für alle, die bereit sind, mit der FPÖ eine Regierung zu bilden. Egal auf welcher Ebene. Und selbstverständlich macht es immer noch einen fundamentalen Unterschied, ob die FPÖ in der Bundesregierung sitzt, oder in einer Landes- oder Stadtregierung.

Und doch: Wer nicht versteht, dass diese Partei hoffnungslos faschistisch ist und wer nach dem aberdutzendsten Einzelfall noch immer glaubt, mit Distanzierungs-Aufrufen die Ordnung wiederherstellen zu können, vergewaltigt jegliche politische Moral. Die FPÖ ist in ihrer Substanz derart faschistisch verrottet, dass aus diesem Gebräu nichts Anderes als Kopien einer unverbesserlich menschenverachtenden Ideologie wachsen können. Es ist eine zum Himmel stinkende Schande, dass die türkise Bewegung und ihre Anhänger bereit sind, im Sinne des Machterhalts und der rücksichtslosen Umsetzung einer Manchester-liberalen Agenda knietief in diesem faschistischen Sumpf zu waten. (Was die Türkisen betreiben, ist auf keinen Fall neo-liberal, sondern orientiert sich an den übelsten frühkapitalistischen Mustern aus Manchester.)

Scham. Die Chefredakteure der früher einmal intellektuell-meinungsbildenden Flaggschiffe "profil" und "Presse" schlagen einen Rückwärts-Salto nach dem anderen, weil ihnen spät aber doch klar wird, dass sie einen Spiegelfechter und Hütchenspieler namens Kurz herbeigeschrieben haben, der mangels Wissens und Gewissens die Faschisten nicht in den Griff kriegt. Weil sich eben Faschismus nicht allein durch Antisemitismus definieren lässt, und das hat der Bundes-Maturant bis heute nicht begriffen.

Und jetzt wissen die beiden Edelfedern nicht, wie sie sich aus der Bredouille schreiben sollen. Beide argumentieren, dass es keine Alternative zur derzeitigen Koalition gegeben hätte, weil erstens die SPÖ unter Kern die Junior-Rolle und den Vizekanzler nicht gepackt hätte. Und zweitens die SPÖ doch eh auch die Kröte FPÖ geschluckt hätte, wenn sie nur gedurft hätte. Selbst, wenn all das stimmt: Schämt Euch. Alle! Nicht nur die zwei Edelschreiber. Die ganze politische Kamarilla laboriert seit mindestens 15 Jahren unter galoppierender Phantasielosigkeit. Angefangen mit dem heute immer mehr glorifizierten Heinz Fischer, der dem Land auch dann noch eine SPÖVP Koalition empfahl, als die geistige Reiseflughöhe der Akteure Faymann und Spindelegger bereits auf unterirdisch kalibriert war.

Und auch nach der letzten Wahl wollten/konnten alle nur in Zweier-konstellationen denken und huldigten der unvermeidbaren Notwendigkeit der Einbindung der FPÖ. Schämt Euch!

Wer neu regieren will, muss die FPÖ nicht einbinden! Man hätte eine Koalition aus vier Parteien bilden können. Alle, nur die FPÖ nicht. Kurz hätte fünf Jahre lang Kanzler sein können. Die SPÖ hätte zwei oder drei Jahre den Vizekanzler gekriegt. Und die NEOS und die Pilze jeweils auch 1 Jahr lang.

Das wäre dann wirklich ein Denken in Optionen gewesen und nicht die heute scheinheilig herbeigeschriebene "Notwehr".

Dann hätte man halt einmal wirklich was Neues ausprobieren müssen und hätte sich auch entsprechend anstrengen müssen. 

Aber so müssen wir alle uns erniedrigen lassen und die Schande einer Faschisten-Gang in höchsten Ämtern und sensibelsten Behörden ertragen.

Schämt Euch. Alle.