Nachdenken.

Es ist eh wuascht. Ich sitz in meinem Hotelzimmer in Düsseldorf, habe von zuhause eine Menge Eindrücke mitgenommen und schreib jetzt meine Gedanken auf.

Sie - die Gedanken - kreisen immer wieder und unaufhörlich um den Umstand, dass sich unser Land in eine sehr gefährliche Richtung bewegt. Als Oberösterreicher kommt man überhaupt aus dem Fremdschämen nicht heraus. Erst recht als sozialdemokratischer Mostschädel. Da genierst Dich zuerst über Dein heimatliches Bundesland und dann gleich über die Roten, die einfach nix zsammbringen. 

Manchmal krieg ich ein bissi was mit, wie absolut hilflos die Sozialdemokraten an der Kommunikation herumdoktern. Da dürfen mehrfach ausgebrannte Raketenstufen herumpfuschen, die schon fast jeden politischen Mitbewerber "beraten" haben. 

Und mir fällt ein, dass zu Gusenbauers Zeiten ein gewisser Stanley Greenberg für sehr viel Geld einen recht gescheiten Satz abgesondert hat: "Stay on the message."

Jeder, der ein bissi Ahnung von Kommunikation hat, weiß, was das heißt: Erzähle die gleiche Geschichte immer wieder spannend neu. Die armen Roten haben damals einfach bei jeder Gelegenheit den gleichen SATZ gesagt und sich gewundert, warum den niemand mehr hören wollte.

Und jetzt geistert schon wieder ein furchtbares Missverständnis durch die roten Hirne: Kreisky soll ja einmal gesagt haben, dass man sich in der Opposition so verhalten soll, als wäre man in der Regierung. Ja. Genau. Und was hat er getan? 1400 Experten zusammengetrommelt, die zu allen wichtigen Lebensthemen spannende Alternativen zum Regierungsprogramm entwickelten. So war das. Und mit diesem Alternativprogramm ist er angetreten und hat gewonnen. Die heutige SPÖ winselt vor der Regierungsbank und bettelt: "Lassts uns wieder mitspielen, wir sind eh ganz brav und machen eh fast überall mit!"

Ohne zu erkennen, dass die Christdemokraten historisch immer den Faschisten die Mauer gemacht haben, hinter der dann die unliebsamen Konkurrenten verschwunden sind. Und in Abwandlung des Lenin-Zitats (Achtung, Basti: Lenin! Nicht Stalin! Ned vawechsln!), dass der Kapitalismus dem Kommunismus noch den Strick verkaufen wird, an dem der Kapitalismus dann aufgehängt wird - in Abwandlung dieses Zitats kann man durchaus berechtigt formulieren: Die Christlich-Sozialen verkaufen den Faschisten noch die Schaufel, mit der die dann die Demokratie zuerst erschlagen und dann begraben. 

Dagegen keine Alternativen zu entwickeln, die ein wirkliches Gegenkonzept darstellen, ist der historische Selbstfaller der Sozialdemokratie. Die Roten scheitern am (intellektuellen) Unvermögen, die richtigen Ressourcen zu mobilisieren. Und mit ihnen die Demokratie. Es wird keine Christlich-Sozialen geben, die den Schaumschläger zurechtstutzen. Es wird nur am Ende eines grausamen Prozesses wieder ein paar treuherzige Opferfiguren geben. Die haben dann auch wirklich schlimm gelitten. Aber wie jemand, der vom braunen Pferd gefallen ist und vom wildgewordenen Tier am Steigbügel durch die Gegend geschliffen wurde.... 

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Kommentare: 3
  • #1

    Marion / Misses Soon (Dienstag, 14 Mai 2019 09:10)

    Ja lieber Hannes, WIR wissen es, aber warum die Sozis das nicht wissen ist mir unerklärlich. Da muss doch was von außen, wie wir es sind, durch die Blase hindurch dringen, in der sie sitzen. Liegt es am Sättigungsgrad nach 10 Jahrzehnten oder ist dieser Parteikoloss wirklich so träge und aufgebläht? Anstatt einen Kühnert gleich abzukanzeln, wäre es wichtig zu erkennen, dass es solche jungen Denker braucht, die wenigstens eine Debatte in Gang bringen. Das ist Sozialdemokratie. Inwieweit Kühnertsche Ideen umgesetzt werden ist eine andere Sache, aber es muss sich was in die sozial gerechtere Ecke bewegen.

  • #2

    Brigitte Kratochwill (Dienstag, 14 Mai 2019 16:00)

    Wie wahr ...

  • #3

    Elfi (Dienstag, 14 Mai 2019 17:14)

    Ich wundere mich jeden Tag erneut, dass diese betuchte Partei keine adquaten Berater und Strategen findet und sie dann quasi die Sau endlich rauslassen. Wir stehen in einer sehr gefährlichen Situation, wo man sich auf das Wesentliche konzentrieren sollte, die Sicherheit vor den Faschistischen und eine laute demokratische Ansage mit etwas mehr Leidenschaft, wenn geht.