Von der 6. bis zur 8. Klasse Gymnasium war ich Klassensprecher. In der 7. sogar auch Schulsprecher. In der 7. Klasse trug sich dieser Vorfall zu:
Unser Deutschprofessor hat uns eine sauschwere Hausübung mit sehr kurzer Frist aufgebrummt. Ich hatte mich vor der Klasse bei ihm gemeldet und ihn mit dem Hinweis, wir würden am selben Tag eine schwere Mathe-Schularbeit schreiben müssen, um Fristerstreckung gebeten. Er war unbeugsam.
So haben wir halt ausgemacht, dass niemand die Deutsch-Hausübung schreiben würde.
Der Tag kommt und drei Mitschüler hatten die Aufgabe trotzdem erledigt.
Ergebnis: ein 1-stündiges Gewitter, das der mir ansonsten wohlgesonnene Deutsch-Professor über mir herabprasseln ließ.
Die drei "Abweichler" weiß ich bis heute...
Heute, im Gespräch mit meiner wunderbaren Frau fiel mir diese Geschichte wieder ein.
Wir haben über die NEOS diskutiert.
Und darüber, wie oft und beharrlich sie sich als Hüter der Verfassung benommen haben. Dass sie im Unterschied zur SPÖ von Anfang bis zum Schluss gegen die Präventivhaft waren.
Und nun das. Der Trick-Kanzler lädt die Vertreter der Opposition zu sich und lügt nachher, dass er in diesem Gespräch gar keine Vorschläge erhalten hat. Die NEOS-Chefin meldet sich wütend zu Wort und stellt die Lügen durch die Wahrheit richtig.
Und was sie nicht sagt: Jetzt reicht es auch uns endgültig. Auch wir werden diesem Schwindler am Montag nicht die Mauer machen.
Hier läuft nun - von Kurz hervorragend nützbar - die Strategie vollkommen aus dem Ruder. Wenn am Montag Rot, Blau und Pilz dem Misstrauensantrag zustimmen und die NEOS nicht, wird Kurz zwar Kanzler gewesen sein, aber seine Kommunikations-Strategie ist bereits jetzt sonnenklar:
Er wird den gesamten Wahlkampf hindurch darauf verweisen können, dass es immerhin eine Partei außer seiner eigenen gab, die sich "staatsmännisch" benommen hat. Und die rot/blaue Sau wird unter Gejohle durch die Dörfer getrieben werden. Und Kurz darf sich selbst den Opferausweis ausstellen.
Würde hingegen das gesamte Parlament - mit Ausnahme der Türkisen - Kurz das Misstrauen aussprechen, wird es sehr viel schwerer mit der Opfer-Nummer. Denn dann wäre Kurz eindeutig und endlich als (Misse)Täter gebrandmarkt.
Schade, dass die NEOS das nicht sehen.
Von der SPÖ erwarte ich mir in dieser Hinsicht eh schon lange keinen strategischen Weitblick mehr ...
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