Seit dem Ende der türkis-braunen Koalition häufen sich die Anmerkungen, wie wohltuend sich die Abwesenheit von Hetze, Bosheit und Niedertracht auswirkt.
Auf den Frieden des Zusammenlebens, auf die Abwesenheit von Paranoia, die De-Eskalation von immer neuen Gemeinheiten und vor allem auf den Ausfall von Sündenböcken und das Ende des Hintretens auf Schwächere.
Wir sollten aber nicht aus den Augen verlieren, dass es eine Mehrheit (!) von Menschen im Land gibt, denen dieser Frieden nicht dasselbe bedeutet, wie den Vielen, die ihn jetzt genießen.
Diese Mehrheit braucht die Feindbilder, die Angst, den Drang zur Veränderung, die doch nichts als Zerstörung ist und das Gefühl, bei der Mehrheit zu sein, die dem Bisherigen ein Ende setzen möchte.
Zum Bisherigen gehören sozialer Friede, Aufklärung, Integration und eine Form des Konfliktmanagements, die nicht Sieger und Besiegte auf dem Schlachtfeld zurücklassen möchte.
Dieses mentale Neanderthal wirkt auf die Vereinfacher, Grenzenzieher und Polarisierer verführerischer, als die mühsame Suche nach Ausgleich und Schutz für Minderheiten.
Wenn wir verhindern wollen, dass sich dieser Modus wieder ausbreitet, dürfen wir uns nicht auf das Feld des Gegners begeben.
Denn dort steht der Watschenbaum, dessen Früchte uns das gegnerische Gesetz des Handelns oktroyieren.
Wir müssen wachsam sein und bleiben und der Hetze und der Lüge und dem bewussten Ausnützen von Bildungslücken entschieden entgegentreten.
Wir müssen aber auch einen Gegenentwurf am Leben erhalten, den wir grade genießen und dessen Schönheit für alle Menschen guten Willens wohl unbezwingbar ist.
Für diesen Gegenentwurf müssen wir eintreten und seine grundlegende Qualität im Alltag zeigen. Zeigen. Hinweisen.
Den Unterschied dramatisch zelebrieren.
Und seine eingeborene Liebe.
Dagegen hat der Hass auf die Dauer keine Chance.
Geben wir dem Sommer eine Chance.
Damit das Licht nicht ausgeht, wenn die Tage wieder kürzer werden.
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Thomas Liedl (Mittwoch, 12 Juni 2019 12:21)
Lieber Hannes, super punktgenau beschrieben diese sozial-politische Situation, in der wir nun leben dürfen! Der Gegenentwurf, von dem du sprichst, müsste mehrheitsfähig werden, er müsste eben begeistern können mit Lösungen für die brennendsten Themen unserer Zeit!