Schwerer Missbrauch.
2002.
Schüssel gewinnt die Wahl mit einem Erdrutsch. Und Maria Rauch-Kallath bedankt sich vor laufenden Kameras beim lieben Gott, dass er dem Wolfgang so viel Kraft gegeben hat. Da ist ein Freund von mir - katholischer Sozialdemokrat - auf den Balkon seiner Wohnung eine rauchen gegangen.
Und hat vor Zorn geweint.
Präsidentschafts-Wahlkampf Van der Bellen/Hofer. Im Finale plakatiert Hofer, um noch die verstocktesten Christen zu motivieren:
"So wahr mir Gott helfe."
Und immerhin handelt sich dieser Opportunist damit einen saftigen Shitstorm ein.
Nationalratswahlkampf 2017. Kurz versammelt tausende türkis gestylte Fans in der Stadthalle. Die Mischung aus Riefenstahl und Gottesdienst ist sehr verstörend.
Juni 2019. Kurz lässt sich bei einer sektenartigen Religions-Show in der Stadthalle von Kardinal Schönborn segnen. Andere Sichtweise: Kurz nimmt an einer pseudo-ökumenischen Veranstaltung einer altright-evangelikalischen Gebetsliga teil, zu der sich auch völlig deplatziert Kardinal Schönborn verirrt hat und wird dort mit Segenswünschen des Sektenchefs umhüllt.
Egal, wie man es sieht:
Das ist nun tatsächlich Missbrauch.
Schwerer Missbrauch mit dem in der Verfassung verankerten Konkordat -
der Trennung von Kirche und Staat.
Missbrauch der religiösen Gefühle tausender nicht-türkiser Katholiken. Missbrauch der Aufklärung und des gesunden Menschenverstands.
Das ist ein Schlag ins Gesicht und in die Magengrube all jener Opfer, die in der Zeit des Austro-Faschismus unter dem politischen Katholizismus gelitten haben. Als die Kinder am Montag in der Schule abgeprüft wurden,
ob sie am Sonntag in der Kirche waren.
Als die wenigen Arbeitsplätze an den Empfang der Kommunion gekoppelt wurden. Und als die Anhaltelager voll waren mit Menschen, die sich der politischen Scheinheiligkeit nicht unterwerfen wollten.
Was heute geschehen ist, ist schwerer Missbrauch.
Es ist zum Kotzen.
Kommentar schreiben