Wenn man die aktuelle politische Großwetterlage mit jener der 30er-Jahre vergleicht, stößt man auf einige erschreckende Parallelen.
In den 30ern waren es die Konservativen, die Nationalen und die Industrie, die in Deutschland den Schulterschluss mit den Nationalsozialisten herstellten. In Österreich waren es die Christlich-Sozialen, die zuerst das Parlament ausschalteten, den Austrofaschismus einführten, ebenfalls von der Industrie unterstützt wurden und Deutschland durch das österreichische System sogar noch "überhitlern" wollten.
In beiden Ländern gab es unter den linken Parteien keine Einigkeit. Ganz im Gegenteil: Die Kommunisten waren von Stalin so indoktriniert, dass sie die Sozialdemokraten als eine Sonderform der Faschisten sahen.
So konnten die Konservativen mit Hitler eine Koalition bilden und dem Trugschluss erliegen, sie würden den Wahnsinnigen schon gehörig einrahmen.
Mit wenigen Ausnahmen konnte sich die österreichische Sozialdemokratie nach dem Krieg von den "Ehemaligen" und deren (ideologischen) Nachfahren fernhalten.
Es gab die kleine Koalition Sinowatz/Steger.
Es gab die Infiltration des BSA durch Nazis - unter Caspar Einem historisch mustergültig aufgearbeitet. Und es gibt immer noch Koalitionen auf Landes- und Stadtebenen.
Und es gibt leider (!!!) keine gesicherte reflexartige Abstinenz der SPÖ gegen ganz schlimme Versuche von ganz rechts, die Verfassung zu biegen und zu brechen - siehe die höchst zögerliche Position zur angedachten Präventivhaft.
Was es aber ganz erschreckend auf beiden Seiten der Grenze zwischen Deutschland und Österreich gibt, ist eine ganz schlimme Lebensbedrohung des Systems:
Die Langeweile.
Die Demokratie hat sich als prickelnder Spielplatz von Ideen und Entwürfen verabschiedet. Das System wird verwaltet und nicht gestaltet. Der Mut als Treiber von großen (Ent)Würfen ist weggezogen.
Als Ersatz für wirkliche Perspektiven müssen Rückgriffe auf uralte Konzepte herhalten, die von sehr jungen Proponenten vorgetragen werden.
Ganz altes Denken kommt in kosmetisch aufbereiteten und gleichgeschalteten Kanälen daher und suggeriert Modernität und Veränderung.
Und wirkt bei vielen, denen das "ewig Gleiche" zum Hals heraushängt und die sich einen endlich platzierten Befreiungsschlag aus der Fadesse des Bestehenden wünschen.
Wenn dann auch noch ein paar handfeste Feindbilder angeboten werden, ist der Zug der Lemminge auf stabilem Kurs Richtung Abgrund.
Ganz vorne die Rattenfänger. Ganz wie damals. Gleich in der zweiten Reihe die weichgekochten Systemerhalter aller Parteien, die sich nur noch in ihrer Fähigkeit zur Botschafts-Manipulation voneinander unterscheiden. In der dritten Reihe die Königsmörder aus allen Parteien, deren Stunde in der endgültigen Abnutzung der Rattenfänger schlagen wird. Und dann die amorphe Masse des Fußvolks. Dröge, ungebildet, unreflektiert oder - ganz schlimm: einfach durch und durch zynisch.
Geeint durch die brüllende Leere der Mittelmäßigkeit.
So verhungert die Demokratie an der Übersättigung mit Langeweile.
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Marion (Dienstag, 10 Dezember 2019)
Guten Morgen Mr. Sunshine,
es ist für mich immer unerklärlich, wie man diese Schwarzblaubraunen wählen kann. An was mich die aktuelle Weltlage erinnert, ist der Film: "Dämon – Trau keiner Seele!" mit dem Denzel W. Genialer Film, in dem sich "das Böse" wie ein unsichtbares Virus durch Kontakt verbreitet. ;-(((