Alt.

Jüngste Erlebnisse.


Allein und gemeinsam mit meiner Frau.


Wir sind leidenschaftliche Kino-Geher. 

Jede Woche mindestens 1 mal.

Letzten Sonntag: "J´accuse". Ein großartiger Film.

Wir haben die 17.30-Vorstellung gewählt.

20 Minuten vor Start ist der Vorraum vor dem Saal dicht bevölkert. Von der gleichen Art von Zielgruppe:

Allem Anschein nach eine Pensionistengruppe, die möglicherweise zu vergünstigten Karten gekommen ist.

Die Atmosphäre: Irritierend.

So eine Mischung aus Aufgeregtheit und Hilflosigkeit.

Oder ganz irritierend: Diese Orientierungslosigkeit.

Selbst in einem Biotop, das auch dieser Altersgruppe doch ansatzweise vertraut sein könnte.

Es ist weniger die naturgemäß langsamere Art der Fortbewegung, sondern die sichtbare Langsamkeit in den Köpfen. 

Wenig Aufmerksamkeit für die Umgebung, für die Menschen rundherum. Vieles läuft in Zeitlupe.


Oder gestern. Im Libro auf der Mahü. 

Ein älterer Herr fragt nach der Bedienung und eine sehr fürsorgliche junge Frau kommt aus dem ersten Stock zu ihm. Sie versucht ihm zu erklären, dass die Reparatur seines Druckers ca. 3 Wochen dauern würde und mehr kosten würde, als ein neues Gerät.

Der ältere Herr hat´s nicht leicht. Er versteht. Aber er weiß nicht, wie er es seiner Frau daheim erklären soll, die sich mit dem Verstehen ein bissi schwerer tut, als er.

Und außerdem sind die Kosten im Haushaltsplan nicht vorgesehen.


Ganz viele Beobachtungen in den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Langsam. Beim Ein- und Aussteigen. Schwierigkeiten, sich im fahrenden Gefährt zu bewegen. Immerhin: Häufig werden Sitzplätze angeboten.

Neulich: Zwei Herren, sichtlich Mitte 70 fahren vom Schachclub-Abend nach Hause. Wegen der Schwerhörigkeit reden sie ziemlich laut miteinander. Wahrscheinlich kluge Sachen - viele Spielzüge mit Buchstaben und Zahlen, die ich nicht verstehe.

Sie haben große Freude am Fachsimpeln. 

Ich sehe noch das Leuchten in ihren Augen und das freundschaftliche Aneinanderlehnen. 

Manche Fahrgäste haben sie halt trotzdem genervt.

Wegen Lautstärke und Brabbel. 


In meinem Freundeskreis. Ich erschrecke, wenn ich bemerke, wie einstige Respektspersonen schwach und hinfällig werden. Wie die kräftigen Stimmen, die mir - gefühlt noch vor Kurzem - durch Mark und Bein gingen, brüchig werden - fast wie ein umgekehrter Stimmbruch. 


Manchmal hab ich Angst. 

Dass ich einmal in so einer Situation bin. 

Im Kino. Beim Libro. In der Bim. Beim Stammtisch.


Die Veränderungen gehen in einem Affenzahn vor sich.

So vieles wird oder ist anders, bevor ich den Change überhaupt bemerkt habe. In den meisten Fällen kann ich den Wandel zumindest verstehen und nachvollziehen.


Bei manchen - gefühlten - "Modeerscheinungen" tröstet mich immerhin noch die Gewissheit, der Spuk würde sich in absehbarer Zeit als solcher enttarnen.


Und: Zumindest meine Erfahrungswerte sind was wert.

Und werden anerkannt.


Aber die Herausforderungen des "Lernens" sind extrem "demanding". Und die Schere zwischen Erfahrung und Veränderung darf nicht allzu weit auseinandergehen. 


Ich bin gut aufgehoben in der Liebe meiner Frau, 

meiner Kinder, meiner Freunde.

Gott stehe allen bei, die das nicht sind. 

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