https://www.hannesschreibt.com/2020/04/29/f%C3%BChren-in-der-krise/
Über das Kräfteparallelogramm zwischen Autorität, Fürsorge, Kooperation und Regelwerk. Der Stresstest.
Stress bezeichnet die durch spezifische äußere Reize (Stressoren) hervorgerufene psychische und physische Reaktion bei Lebewesen, die zur Bewältigung besonderer Anforderungen befähigt und die dadurch entstehende körperliche, psychische und geistige Belastung.
Mit Ausnahme von Rambo-artigen Adrenalin-Junkies verursachen Krisen auch bei resoluten Führungspersönlichkeiten Stress. Der Umgang mit Situationen, die gefährlich für den einzelnen Menschen sind und für alle, für die man Verantwortung tragen muss, verlangt eine gut gefüllte Werkzeugkiste von Haltungen und daraus folgenden Verhaltensweisen.
Aus vielen Jahren eigener Führungserfahrung und mittlerweile ebenso vielen im Coaching von Führungskräften bin ich überzeugt, dass das Führen in der Krise eine gute Grundausstattung an Autorität braucht. Autorität, verstanden als den Einsatz einer Position der Instanz und nicht der Diktatur.
Diese Autorität der Führungsperson sollte dafür eingesetzt werden, eine klare Identifizierung der Lage als krisenhaft und zugleich auch eine positiv-resolute Orientierung für den Weg aus der Gefahr zu bieten.
Führen als die Vermittlung von Sinn beweist sich selten treffender, als in der Krise.
Die Orientierung an einem gemeinsamen „guten Warum“ ist die Kraftquelle für das Ertragen von Schwierigkeiten und Einschränkungen.
Der fürsorgliche Impuls ist unentbehrlich für die Sensibilität für alle, die der Krise zum Opfer fallen oder fallen könnten und für die Motivation der „Starken“, sich auch um die „Schwachen“ zu kümmern. Gute Führungskräfte vergessen niemals, wieviel Solidarität sie der Gesamtheit schulden und was jedes einzelne Mitglied der Gemeinschaft wert ist, auch wenn es aktuell darniederliegt.
Der kooperative Kompass zeigt zum gemeinsamen Ziel und ermutigt alle Beteiligten, kreativ und konsequent die effektivsten Wege zu diesem Ziel auf der großen Landkarte zu markieren. Das ist mit Sicherheit eine der großen Herausforderungen beim Führen in der Krise. Genug Freiheit für die richtigen Wege zu lassen und gleichzeitig auf die Konsequenz zu achten, mit der sie beschritten werden. In jedem Fall ist die Menschheitsgeschichte prall gefüllt mit ermutigenden Beispielen, dass Kooperation stets stärker war, als Konfrontation.
Und schließlich braucht all das ein gutes, belastbares und erprobtes Regelwerk, das sicherstellt, dass Sinn, Ziel und Maßnahmen auch wirklich in der konkreten Aktion ankommen. Führen in der Krise verlangt einen scharfen Blick auf dieses Regelwerk. Und vor allem (!) ein zuverlässiges und erreichbares Datum, wann das Regelwerk wieder gelockert wird, um der Versuchung der Diktatur zu widerstehen.
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