Gefährlich.

Missbrauch von Vertrauen ist in allen Lebenslagen eine sehr gefährliche Angelegenheit. Vor zwei Monaten hat die Regierung begonnen, eine Serie von Maßnahmen zu setzen, um Land und Leute vor den schrecklichen Auswirkungen der Pandemie zu schützen.

Über die dabei verfolgte Strategie ist schon viel diskutiert worden. Ob es an der kommunikativen Salami-Taktik und der dahinterliegenden "Angst"-Strategie lag, dass wir bisher relativ glimpflich davongekommen sind, wird man wohl nie endgültig beweisen können. 

Und dass der eine oder andere handwerkliche Fehler passiert ist, kann man auch noch in den Bereich der Fehler-Toleranz verweisen.

Es gibt aber ein paar wirklich handfeste Parameter, an denen man erkennen kann, dass die Regierenden über ein gefährliches Defizit an Alltagstauglichkeit verfügen.

  • Der Umgang mit den desaströsen wirtschaftlichen Schäden, die der Lockdown bei EPU und KMU angerichtet hat, zeigt eine tiefsitzende Ahnungslosigkeit über die banalsten unternehmerischen Zusammenhänge. Und diese Leere in den Hirnen richtet - so ist zu fürchten - nicht wieder gut zu machende Schäden in abertausenden Existenzen an. 
  • Die geradezu atemberaubende Ignoranz gegenüber dem gesamten Kunst- und Kulturbetrieb hinterlässt einen Schrecken, der einem Land wie Österreich einfach nur noch unwürdig ist. Das ist ein Niveau, bei dem aus Mozartkugeln Pferdeäpfel werden.
  • Die vorher schon rabiate Unbekümmertheit im Umgang mit dem Rechtsstaat ist in eine de facto Willkür und Respektlosigkeit gegenüber den elementarsten Prinzipien von Legislative und Exekutive gekippt - mit noch nicht absehbaren langfristigen Kollateralschäden.

Und nun fragt man sich mit exponential wachsendem Unbehagen und Unmut, ob wir es nicht mit einer brandgefährlichen Symbiose aus Bildungsmangel, böser Absicht und fundamentaler Dummheit zu tun haben. 

Früher einmal gab es den Begriff der "Herzensbildung" (die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht). Das war das positive Gegenteil dessen, was heute als "Schule des Lebens" bezeichnet wird. Herzensbildung bedeutete sowas wie einen "guten Charakter haben" oder einfach "ein guter, anständiger Mensch sein, unabhängig von der Schulbildung". 

Diese "Herzensbildung" vermisst jemand wie ich bei den regierenden Akteuren.

Wie anders ist es sonst erklärbar, welches Schindluder diese Zyniker treiben, indem sie die Absolventen der "Schule des Lebens" ungeniert vor ihren Karren spannen?

Es ist schwer vorstellbar, dass so etwas wie im Kleinwalsertal passiert und niemand bedenkt vorher, was dieser Narzissten-Aufmarsch anrichtet.

Früher einmal - und das ist noch nicht so lange her - verstand man Leadership als das Vorleben des guten Beispiels. Heute nimmt man staunend zur Kenntnis, dass jene, die genau das tun sollten, nichts anderes tun, als durch ihr Beispiel eine zentrale Botschaft zu vermitteln: "Drauf geschissen, solange es unserer Agenda nützt, passiert, was wir für passend halten. Wir ziehen diese Nummer jetzt durch. Die da draußen belohnen uns sogar noch dafür, wenn wir ihnen auf die Köpfe scheißen."

Und so braut sich ein Gemenge an toxischen Ingredienzien zusammen, deren Dosierung kontinuierlich gesteigert wird. 

Bis sich das demokratische Immunsystem daran gewöhnt hat, dass es mit einem Virus angesteckt worden ist, der seinen Wirt mit tödlicher Beharrlichkeit umbringt.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0