Mir ist es vollkommen wuascht, wenn der Herr Mahrer sich auf Anraten seines Freundes Rosam in ein PR-Desaster reiten lässt.
Sollen er und seinesgleichen meinetwegen champagnisieren, bis ihnen die Blubberbläschen aus der Nase kugeln. Solange der Herr Präsident sich um die Tausenden Pflichtmitglieder seiner Kammer kümmert und dafür sorgt, dass - Widerspruch in sich oder nicht - die wirklich schnell und unbürokratisch für den Schaden entschädigt werden, den der Lockdown angerichtet hat.
Aber er und seinesgleichen sind und bleiben ahnungs- und interesselos über das Schicksal von so vielen Existenzen.
Ich mache niemandem einen Vorwurf, wenn der oder die sich nicht auskennen, wie es den von der Krise schwer Geschlagenen wirklich geht. Egal, ob nun selbstständig, arbeitslos oder in Kurzarbeit.
Sich da hineinzudenken, ist wirklich nicht leicht.
Aber wenn man sich anhören muss, man hätte doch Zeit genug gehabt, um sich für eine Durststrecke was zurückzulegen, dann kommt ziemlich großer Ärger in mir hoch.
Ich arbeite bis Mitte August ausschließlich für Steuern und Abgaben. Erst dann gehören die Euros, die ich bis Jahresende verdiene, wirklich mir.
Ich lebe gut, aber nicht in Saus und Braus und gemeinsam mit meiner wunderbaren Frau zahle ich an einer Eigentumswohnung. Und ab und zu stecke ich meinen Kindern eine kleine Unterstützung zu.
Für meine zwei Scheidungen kann der Finanzminister nichts.
Aber zurücklegen konnte ich mir fast nichts.
Und der selbstständige Friseur, der sich einen Platz in einem Frisierladen mietet, kann das sicher noch weniger. Oder die Physiotherapeutin. Oder der kleine Wirt am Eck.
Und wenn dann die vor Überheblichkeit stinkenden Pharisäer aufmarschieren mit ihren von Arroganz triefenden Ratschlägen, dann kommt ziemlich großer Ärger in mir hoch.
Und ich gönne allen, die ihre angestellten Jobs behalten durften, von Herzen ihre Sicherheit.
Was wir alle aber brauchen, ist ein Minimum an Einsicht, wie es den vielen "Anderen" geht, von denen wir in Wahrheit nichts wissen.
Was unbedingt sein muss, sind Regierende, die - wenn schon empathiebefreit - wenigstens ein paar Schicksale anschauen und es für möglich halten, dass Menschen so leben. Auch wenn sie - die Regierenden - keine Ahnung haben, weil sie so abgehoben und so isoliert aufgewachsen und geblieben sind.
Aber wenn dann mit Unterstellungen gearbeitet wird und mit Gutsherrenart Almosen verteilt werden, dann kommt ziemlich großer Ärger in mir hoch.
Und zusehen zu müssen, wie ein tiefer Graben der Spaltung durch das Land gefräst wird - von genau jenen, die den Kindergartenbegriff des "Anpatzens" in die Debatte eingeführt haben - macht mich zuerst verständnislos und dann wütend.
Ich habe für meine Dissertation über die österreichische Sozialpartnerschaft den Sallinger-Preis bekommen und der Namensspender hat ihn mir noch persönlich überreicht. (Rudolf Sallinger war der legendäre Präsident der Bundeswirtschaftskammer und Tarockpartner des ebenso legendären Gewerkschaftsbund-Präsidenten Anton Benya.)
Ich habe mein ganzes Berufsleben wettbewerbsorientiert verbracht und tue es mit Leidenschaft noch immer.
Aber, was uns jetzt angetan wird - und ganz viele schnallen es immer noch nicht - ist eine Sauwirtschaft. Angerichtet von gefühllosen und inkompetenten Ignoranten.
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