Die Ahnungslosigkeit ist ohnehin schon eine recht giftige Grundlage.
Wenn man etwas nicht kennt, aber auch nicht kennenlernen will, ist man darauf angewiesen, sich auf Vermutungen und Vorurteile zu verlassen.
Umso "besser", wenn man sich dann auf ein stabiles Misstrauen verlassen kann.
Das ist dann ein zuverlässiger Ratgeber, wenn es darum geht, diejenigen, von denen man nichts weiß, erst einmal ordentlich runterzubuttern.
"Die Arbeitslosen liegen buchstäblich auf der faulen Haut, stehen morgens nicht auf, wenn die Kinder in die Schule gehen und stehlen den Braven und Fleißigen das Geld aus der Tasche."
"Wir müssen es wieder lohnender machen, zu arbeiten, denn der Unterschied zwischen der Arbeitslosenunterstützung und dem Mindestlohn ist zu gering.
Da bleiben die Leute doch lieber daheim."
"Die Einpersonen-Unternehmen haben wahrscheinlich ihre Namen nicht richtig eingetragen und vielleicht haben sie im Vorjahr ihr Einkommen auch nicht komplett versteuert."
Und dann steht das Verhältnis von freien Stellen zu Arbeitslosen auf dem Level von
1 zu 10.
Und dann werden jenen, die im Sommer mindestens 2 Monate lang arbeitslos waren, maximal 450 Euro "extra" auf die 55% (!) gezahlt.
Und natürlich wird nicht der Mindestlohn angehoben, sondern die "Arbeitslose" gekürzt - Hauptsache, der Abstand stimmt.
Und die (vertraulichen) Daten von den Unternehmern, die Kurzarbeit (!) beantragt haben, werden geleakt, kaum, dass diese Unternehmer es gewagt haben, Kritik zu üben.
Und wenn der kurze Weg vom Misstrauen zur Verachtung zu Ende gegangen ist,
dann kann man auch gleich die Unwahrheit sagen:
Bei uns wurde besser und schneller geholfen, als bei den Nachbarn (objektiv falsch, wenn man die Deutschen oder die Schweizer Zahlen anschaut).
Wir zahlen mehr Arbeitslosen-Unterstützung, als die meisten anderen europäischen Länder (objektiv falsch, die meisten zahlen mehr, als wir).
Die EU behindert uns bei unseren Anträgen (objektiv falsch, wenn wir unsere Anträge nicht einmal richtig einreichen können).
Klingelt da was? Sowas nennt man Projektion.
Das eigene Fehlverhalten am anderen Menschen bekämpfen. "Die Unternehmer haben halt ihre Namen falsch geschrieben ..."
Es geht schon lange nicht mehr darum, ob eine Maßnahme richtig oder falsch ist.
Es geht um das Menschenbild der Akteure.
Es steckt voller Misstrauen. Es geht mit der Wahrheit mehr als fahrlässig um.
Es ist immun gegen den offensichtlichsten Faschismus, denn sonst hätte man keine Koalition mit der FPÖ bilden können und würde - mit Ausnahme Ibiza - dieser Koalition nicht heute noch nachweinen.
Warum auch immer dieses Menschenbild so (geworden) ist:
Es ist voller Verachtung.
Kommentar schreiben
Karin Löfler (Dienstag, 16 Juni 2020 14:36)
Das ist alles an Grauslichkeit kaum noch zu übertreffen. Obwohl..? Neger stinken, Zigeuner stehlen, Muslime sind alle Terroristen, Homosexuelle sind krank und überhaupt am gefährlichsten sind alleinerziehende Mütter und Väter, denn die waren ja sogar zu deppert, sich zu vermehren und dabei gefälligst das Risiko einer möglichen Krankheit, des Verlassenwerdens oder des Verlustes eines 100%-igen Spitzeneinkommens richtig einzuschätzen! Dieses elende Gsindl weiß halt nimmer, was Arbeiten heißt! Irgendwie erinnert mich diese Gesinnung an einen kleinen, weißen, (un)männlichen Zivilversager mit hässlichem Oberlippenbart.
Robert Dengscherz (Donnerstag, 18 Juni 2020 11:18)
Leider wahr, sehr traurig.