Ein paar Wochen genügen und es zeigt sich zum
x-fach wiederholten Mal, auf welch gefährlichem Weg wir uns befinden.
Die Gefahr für das demokratische System kommt aus der unseligen Kombination einer zynisch kalkulierten Abrissbirne der Regierenden und einer bewusstlos-dumpfen Zielmarkierung, die von den Regierten genau dort aufgemalt wird, wo die Grundfesten der liberalen Demokratie am schlimmsten verwundet werden können.
Ein gutgläubig-naiver Beobachter würde sich jetzt trösten und darauf bauen, dass ein verantwortungsbewusster Regierender der Versuchung widerstehen könnte, das System an seinen verwundbarsten Stellen anzugreifen.
Von dieser Hoffnung ist radikal Abstand zu nehmen.
Statt dessen genügen die intellektuellen Bankrotterklärungen von Regierungsmitgliedern, um nicht nur deren Unfähigkeit offenzulegen, sondern vor allem die volle Absicht derer, die sie in diese Ämter gebracht haben.
Es genügt zu sehen, wie die uralten Schablonen des von eisernen Spinnweben bedeckten Klassenkampfes ausgegraben werden, um zu begreifen, mit welcher Radikalität der Weg in die 30er-Jahre des letzten Jahrhunderts gegangen wird.
Vermoderte Klischees der Gleichmacherei werden als Schreckensbilder strapaziert, während zielstrebig Klassenunterschiede vertieft und vergrößert werden.
Unübersehbar bei allen Fragen der Bildungspolitik,
dramatisch messbar bei der Fiskalpolitik.
Gaaaanz langsam und von steten Rückschlägen behindert, zeigen sich ab und zu minimale Zeichen des Widerstands in den Medien.
Wenn ein Mal in gefühlten 10 Jahren ein ORF-Journalist in der Pressestunde einfach seinen/ihren Job macht und recherchebasierte Fragen stellt, wird das tagelang in den sozialen Medien gefeiert.
Wenn in der ZiB2 zwei Journalistinnen der Regierung ein vernichtendes Zeugnis ausstellen, kommt das einem Erdbeben gleich.
Gleichzeitig erscheint eine niederträchtig-sexistische Karikatur der SPÖ-Vorsitzenden in einer einstmals ehrbaren bürgerlichen Bundesländerzeitung. Und der - aus meiner Sicht - noch größere Skandal ist die Reaktion der Chefredaktion auf den parteiübergreifenden Shitstorm. Da wird mitgeteilt, dass "sollte sich jemand beleidigt gefühlt haben, wäre das nicht in der Absicht des Mediums gelegen". Entschuldigung, bitte:
Das heißt nix anderes, als: Ihr humorlosen Mimosen, gehts doch alle scheißen, wenn Ihr das bisschen Sexismus nicht ertragen könnt.
Anstatt einfach zu schreiben: Es sind uns die Maßstäbe des korrekten Journalismus entglitten und es tut uns leid, dass wir in eine so tiefe Schublade gegriffen haben.
Und dann schweigt die Geschichte natürlich zu jenen Glücksrittern, die sich jahrelang als die Vorreiter moderner Pädagogik aufgespielt haben, sich als Bildungs-Ombudsmänner positionierten und nun - Gott weiß warum - vor den Karren reaktionärer Rohrstaberl-Pädagogik spannen lassen.
Aber all das ist egal, solange es höchst partiell Gebildeten gelingt, höchst speziell am Eigennutz Orientierten einzureden, es ginge um die Belohnung von Leistung...
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