In meiner Arbeit als Coach stelle ich immer wieder fest, welch enormen Kraftaufwand Menschen einsetzen, wenn sie Persönlichkeitsmerkmale unterdrücken, weil sie glauben, dass ihnen die öffentliche Wahrnehmung dieser Merkmale schadet.
Dabei kommt es zu den schmerzhaftesten Verrenkungen - sowohl für die Akteure, als auch für die Betroffenen. Am häufigsten beobachte ich Verhaltensweisen, die das genaue Gegenteil der eigentlichen Orientierung zeigen, um nur ja keinen Verdacht in die unerwünschte Richtung zu lenken.
Wenn jemand zum Beispiel glaubt, besonders sensibel zu sein, kann es schon vorkommen, dass diese Person im gesellschaftlichen Auftritt den Eindruck eines ganz robusten Hardliners erwecken möchte.
Oder auch umgekehrt. Empathiebefreite Menschen versuchen, durch sehr aufgesetzt wirkende Impulse plakative Signale des Mitgefühls zu setzen. Was zumindest von den Empfängern meist als Mogelpackung identifiziert wird, aber - abhängig von der Prominenz der Akteure - in der medial verbreiteten Version doch recht wirksam ist.
Die für die Akteure anstrengendsten Muster-Umwandlungen betreffen Fragen der sexuellen Orientierung. Ich habe schon Dutzende Männer erlebt, die ihre Homosexualität nicht outen wollten und beispielsweise nach außen durch besonders schlüpfrige frauenfeindliche Witze hervortraten.
Das waren dann meist Zoten, die selbst eingefleischten Chauvinisten zu peinlich waren.
Viele dieser bedauernswerten Opfer ihrer eigenen Geheimnisse müssen ganz besonders viel Energie aufwenden, um nicht nur ihre Neigungen zu verbergen, sondern auch ein durchinszeniertes Fake-Leben vorzuführen.
Im Effekt kippen diese Personen immer wieder aus der Spur, weil ihnen der authentische Radar für die eigene Authentizität fehlt.
Wenn solche Szenarien bei meinen Coachings sichtbar werden, empfehle ich konsequent die Unterstützung durch psychotherapeutische Begleitung, um den enormen Energieaufwand,
den diese potjemkinschen Dörfer verbrennen,
in konstruktive Bahnen und zu wahrer persönlicher Freiheit zu lenken.
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