Wenn man so vor sich hinsinniert, springt manchmal ein kleiner Taschenrechner im Hirn an und der tippselt Zahlen rein, die irgendwo zwischen Fantasie, Wunschdenken und Kaffeesud pendeln.
Dabei kommen die folgenden Überlegungen heraus.
Es könnte sein, dass die Pandemie und ihre seit dem Sommer extrem überheblich-stümperhafte Behandlung vor allem seitens des Knaben-Kanzlers zu einem nachhaltigen Vertrauensverlust in seine wunderheilenden Kräfte führen.
Ein paar kleine Hinweise darauf gibt es ja bereits.
Es könnte außerdem sein, dass trotz extremem Stockholm-Syndrom der Grünen deren Klientel größtenteils weiter bei der Stange bleibt, weil sich in diesem ersten Jahr der Regierungsbeteiligung eine robuste Schmerzlosigkeit gegen so gut wie alle Todsünden gegen den grünen Katechismus eingestellt hat.
Für den Fall, dass diese Regierung die gesamte Legislaturperiode durchhält - ein Novum unter Kurzens Kanzlerschaften - könnte sich bei der nächsten Wahl folgendes Szenario ergeben (wie gesagt: frisch aus dem Kaffeesud gelesen).
Die Türkisen verlieren einen guten Teil der vom rechten Rand stammenden Covidioten wieder zurück an deren Heimathafen - die FPÖ. Das könnte einen Absturz unter die 30-Prozent-Marke für die Türkisen bedeuten.
Die FPÖ stabilisiert sich wieder bei knapp 20 Prozent.
Türkis-Blaun hätten dann keine gemeinsame absolute Mehrheit mehr.
Umgekehrt müsste die SPÖ - wenn sie endlich ein überzeugendes Wahlprogramm auf die Beine stellt und PRW (ebenfalls endlich!) zu einer authentischen Spur findet - auf knapp über 30 Prozent kommen.
Das wäre - auch! - dadurch möglich, wenn es gelänge, ein paar Prozenterln von der FPÖ abspenstig zu machen, um jenen, die vielleicht doch einmal einsehen, dass sie als Arbeiter von oben bis unten von der FPÖ angeschissen werden, ein ernsthaftes Angebot zu machen. Aus meiner Sicht müsste das mit einem mutigen und ehrlichen Konzept zum Thema "Digitalisierung" erfolgen, weil die die größte Gefahr für die Arbeitsplätze von manuell Tätigen darstellt.
Für den Fall, dass Rot/Pink in Wien halbwegs funktioniert, könnte das in der Hauptstadt praktizierte Lebensmodell eine attraktive Vorlage abgeben.
Diesen Rückenwind wünsche ich ehrlich auch den Pinken, die es auf Bundesebene verdient hätten, endlich die 10-Prozent-Marke zu knacken. Vielleicht auch mithilfe jener dann ehemaligen Türkisen, die den Rechts-Drall der Kurz-ÖVP nicht mehr ertragen.
Und wenn die Grünen zur Besinnung kämen und einigermaßen so "groß" blieben, wie sie sind, könnte sich endlich eine Mehrheit jeseits der türkis-blaunen Alltagsfaschisten ausgehen.
Aus meiner bescheidenen Kaffeesud-Perspektive liegt die Hauptlast der Veränderung bei der SPÖ, denn nur, wenn sie mehr Stimmen generieren kann, als die Kurzler, kann sie mit einem Regierungsbildungsauftrag rechnen. Und diesen dann auch ohne ÖVP umsetzen. Das wäre das Ende von Kurz.
Und das wäre schön. Für das ganze Land.
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Christian Bergbauer (Montag, 23 November 2020 15:49)
Ich lese aus meinem Kaffeesud etwas ganz anderes. Ich sehe einen Bubenkanzler der sehnsüchtig an seine Zeit als Budenkanzler zurückdenkt. An die Ehe mit den Blaunen, die seinem konservativen Weltbild mehr entsprachen als der nette grüne Koalitionspartner, der nicht und nicht in seinen Sympathiewerten abzumontieren ist und dessen Ministerinnen und Minister besser daher kommen als alle seine Sprechpupperln. Unser oberster Messagecontroller merkt, wie die Rechtskonservativen von Trump bis Organ trotz PR-Maschinerie kurz- und mittelfristig straucheln. Und dass auf der anderen Seite die ihm verhassten Roten trotz redlichen Bemühens noch immer keine Themen formulieren können. Wenn also im Frühjahr mit dem Covid 19-Impfstoff wieder mal Licht am Ende des Tunnels ist, wenn alles überstanden ist, wird sich unser Basti feiern lassen wie nie zuvor. Wenn einem also soviel Gutes widerfährt, das ist schon einen Koalitionswechsel wert. Zumal die eh nachhaltig günstig gestimmte Boulevardpresse und der vor der Wahl stehende ORF GI sicher nicht querschießen werden. Merke: unterschätze nie die Selbstverliebtheit unseres Dorian Gray. Denn wechselt er nicht, könnten tatsächlich deine Weissagungen zutreffen. PS: Ganz was anderes: wann gehen wir auf einen Kaffee zum gemeinsamen Sudlesen? ZB. auf einen Take Away in der Bunkerei?