"Geh, des gfoit ma ned. Mochts was Anderes."
20 Jahre lang war das mein regelmäßiges Hochfahren von Blutdruck und Adrenalin, wenn ein Kunde der Werbeagentur, in der ich arbeitete, auf diese Art unsere Arbeit kommentierte.
Meine Standard-Antwort war dann immer:
"Und wie - bitte! - soll ich jetzt die Kreation briefen? Was genau wollen Sie denn anders?"
"Wir wollen eine aaaandaaareee Bolidig."
Das war Alois Mocks Wehklagen durch die halbe Kreisky-Ära und die Garantie für die nächste absolute Mehrheit des Sonnenkönigs.
"Für ein anderes Österreich!"
In diesem Aufruf gipfelt die Rede zum 1. Mai der Vorsitzenden der österreichischen Sozialdemokratie.
Auch wenn davor ein paar halbkonkrete Ansätze für Reformen genannt wurden: Das - bitte! - ist doch kein Anspruch. Welches "andere" Österreich solls denn sein? Gerecht? Fair? Weltoffen? Menschlich? Modern? (meinetwegen sogar modern). Gesund? Gebildet? Sicher?
Aber "anders"? Mit Verlaub, das ist wie das bundesdeutsche "lecker". Da weißt Du auch nicht, wonach etwas schmeckt, Hauptsache "lecker".
Bitte. Das kann und sollte doch nicht sooo schwer sein. Sagt, was ihr wollt. Welches Österreich ihr wollt. Was daran sozialdemokratisch ist.
Und dann werde ich dafür rennen.
Für was "anderes" werde ich meine linke Arschbacke nicht in Bewegung kriegen.
Was schade wäre. Denn die ist immer noch recht knackig.
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Christian S. (Sonntag, 02 Mai 2021 11:32)
Schon ergessen? Das war auch das einzige Wahlversprechen des Slim-fit-Gesalbten, ales “anders” zu machen, als er sich auf den türkisen Weg des fortgesetzten Machtmissbrauchs aufmachte. ... nix dazugelernt, wenn jetzt am 1. Mai aus der SPÖ medial.kolportiert wird, dass es ihr nicht um Stimmen (also um Vertrauen) geht, sondern um “Macht-Optionen”. ... das ist alles nur mehr sooooo traurig ....
Robert Dengscherz (Donnerstag, 06 Mai 2021 20:56)
JA … zu allem!