Zwischenbilanz.

Mehr als sonst, halt wieder einmal durch das Platzen einer Eiterbeule getriggert, denken viele derzeit an das, was sich seit 2015 als Grundrauschen etabliert hat:
Kurz ist ein erschreckend unausgewachsener, irgendwo auf schlimme Weise in seiner Persönlichkeitsentwicklung eingeschränkt steckengebliebener Mensch, den ein zynisches Kalkül und die Schwäche seiner Mitbewerber zur falschen Zeit an die falsche Position gespült haben.

Obwohl er in der sogenannten Privatwirtschaft nirgendwo eine Chance hätte, über das untere Mittelmaß hinauszuwachsen, attraktiviert er junge, sehr gut ausgebildete Leute, die rasch nach oben wollen, um dort etwas zu bewegen.

Daraus entstehen ein paar tragische Kollateraleffekte, die das gesamte gesellschaftliche System des Landes kontaminieren:
Kurz und seine Entourage leben vor, wie man als verantwortungsbewusste Führungskraft eben nicht leben sollte, erheben diese charakterlichen Fehlfunktionen aber zum Role-Model eines gelungenen Berufslebens.
Im engeren politischen und weiteren sozio-ökonomischen Sinn hat sich auf dieser Grundlage eine Ent-Moralisierung breitgemacht, die es in dieser Breite und Tiefe in den letzten Jahrzehnten noch nie gegeben hat. Jeder Versuch des Whataboutism ist dabei fehl am Platz, weil auch die bemühtesten Versuche früherer (roter) Akteure an deren intellektuellen Defiziten gescheitert waren.
Diese Ent-Moralisierung wurde ergänzt durch einen abgrundtiefen Hass auf alles, was nur den Anschein der Sozialdemokratie hatte.
Alles, was die roten Gfrieser von der Macht fernhalten sollte, war willkommen.
Und - schlimm genug - diesen orientierungslosen Haufen ohne ideologischen Unterbau wollte ja auch wirklich niemand an die Stellräder lassen.

So sind Ent-Moralisierung, Ent-Solidarisierung, Machtrausch und ein prinzipielle Freiheit von allen Skrupeln zu Grundprinzipien des gesellschaftlichen Agierens geworden.
Und - ganz direkt - ob Kurz und Kumpane nun all das getan haben, was ihnen vorgeworfen wird, oder nicht: Der Mehrheit der "Menschen da draußen" ist das vollkommen blunzn.
Weil - es war doch eh immer schon so. Wo soll denn nun der Unterschied sein?
Wenn es den berühmten rauchenden Colt nicht gibt und Kurz in flagranti bei einem gesellschaftlich schwer vermittelbaren Verhalten in seinem Privatleben erwischt wird:
Drauf gschissn.
Deswegen werden auch allfällig erfolgreiche Misstrauensanträge genau nichts am Grundproblem lösen, das er und seine Leute personifizieren: Die unendliche Wurschtigkeit gegen alles, wofür frühere Generationen, die nicht dem Faschismus zugetan waren, gekämpft und gelitten und ihr Leben geopfert haben. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Anna Del Medico (Donnerstag, 07 Oktober 2021 19:59)

    ... diese unendliche Wurschtigkeit, die ich schon seit vielen Jahren wahrnehme, bereitet mir ein körperliches Unwohlsein. Sie macht mich einfach fassungslos und widerspricht allem was mir als (politischer) Mensch wichtig ist.