Hoabuachan.

Vor 44 Jahren bin ich - 19-jährig - aus meiner Geburtsstadt Linz zum Studieren nach Wien geflüchtet. Und seitdem ist Wien meine Heimatstadt. Mit ihr verbinden mich die Geburten meiner drei Kinder, meine berufliche Entwicklung und das wohltuende Gefühl, hier daheim zu sein. Angekommen in der Liebe meiner Frau. Gebettet in ein Netz sozialer Beziehungen, das Inspiration, Solidarität, Freude und auch Trost spendet. 


Ich bin 1977 aus Linz abgehauen, weil die Familie, 

in die ich hineingeboren wurde, mir zu viel Schmerzen bereitete. Und weil ich den damaligen provinziellen Mief der Landeshauptstadt nicht mehr ertragen habe. Nirgendwo sonst hatte man den ominösen Schritt vom Erhabenen zum Lächerlichen so konsequent gesetzt, wie dort. 

Jede Modeerscheinung wurde so intensiv nachgeäfft, bis sie zur ultimativen Peinlichkeit erstarrt war. Alles war eng und auf unangenehme Weise transparent. Es gab keinen Winkel, in den man sich zurückziehen konnte, ohne in kürzester Zeit von irgendwelchen "Bekannten" unter Beobachtung zu stehen. In meinen ersten Wiener Jahren hatte ich auf die Frage nach dem Unterschied zwischen Wien und Linz gerne so geantwortet: "In Wien gibt es prozentuell gleich viele Idioten, wie in Linz. Aber in Wien verteilen sie sich besser." 

Aber: Schon in den ersten Monaten auf der Uni Wien habe ich bemerkt, welch unglaublichen lebenslangen Reichtum mir meine Schulzeit in einem Linzer Gymnasium geschenkt hatte. Meine Allgemeinbildung war jener der AbgängerInnen von Wiener Eliteschulen nicht nur ebenbürtig, sondern oft sogar überlegen. 

Dann kam die Zeit des Linzer Aufrückens.

Ars Electronica, Industriedesign, Technologie-Offensive, Digitalisierung und sogar eine unerwartete Schönheits-Attacke der Landeshauptstadt. So etwas wie Stolz schlich sich bei mir durch die Hintertür ein.


Und nun das. Beim Bild des oberösterreichischen Landeshauptmanns steigen Assoziationen in mir hoch. Ein empathiebefreiter Technokrat, ein Rechenschieber, der kaltschnäuzig tausende Mitmenschen gefährdet, nur weil er vor dem 26. September keine klare Sprache zur Impfung finden will. Feig, aber hinterhältig.

Hoabuachan, wie man in OÖ zu sagen pflegt. Heimtückisch. Hinterfotzig. 

Und sein alter neuer Koalitionspartner heißt passenderweise auch gleich Haimbuchner.

Der großartige Erfolg: Die Ampel ist dunkelrot und mit atemberaubender Verspätung werden nun Maßnahmen eingeführt, die in Wien seit Monaten gelten. Nur die Landwirtschaftsministerin hat sie noch nicht mitgekriegt...


Und Oberösterreich steht wieder als Trottelhaufen da. Mostschädlad, hoppadatschig, hoabuachan.

Impertinenz, Indolenz, beschwert mit einem  Granitblock von Humorlosigkeit, dass es einem die Red verschlägt. 

1 Million Menschen in Geiselhaft einer Truppe von Reaktionären, deren Gemeingefährlichkeit nur noch von ihrer Feigheit übertroffen wird. 




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