Dystopisch.

Ich komme aus dem Wundern nicht mehr raus.

Mein Hausverstand (für meine Deutschen FreundInnen: Mein gesunder Menschenverstand) ist von vorne bis hinten, von links bis rechts, von oben bis unten, von innen nach außen verwirrt.

Ich war schon im Gymnasium einer, der gute Aufsätze geschrieben hat. Je näher der Matura, umso besser. Da hab ich Kunstwerke verfasst, die würden mir heute nicht mehr gelingen. Zum Beispiel über das "Konzept der tragischen Vereinsamung" in Schillers Wallenstein. Oder über "Masse, Menge, Gemeinschaft, Gesellschaft und ihre Bedeutung für eine Charakterisierung der Gegenwart und der Zukunft." (Deutsch-Matura) 

Heute hab ich supergroße Schwierigkeiten, so manche Begrifflichkeiten zu verstehen, die sich dann bei näherem Hinsehen als siebzehnter Aufguss von Vokabeln entpuppen, die es vor mehr als 30 Jahren schon gab. Zum Beispiel: "Native Content". Sowas nannte man vor 30 Jahren "Advertorial" und es war genauestens das Selbe. Oder "agil". Das haben wir jeden Tag genauso gemacht, nur war es so selbstverständlich, dass wir dafür kein Vokabel brauchten. The same with "adaptiv" - die neueste Sau, die derzeit durch die zeitgenössischen Dörfer getrieben wird. Eh. 

Das alles ist einigermaßen auszuhalten und der Trost ist groß, dass mir das irgendwann amal ganz weit hinten ganz tief drin vollkommen wuascht sein wird.


Nun folgt eine Premiere: Zum ersten Mal, seit ich Blogs schreibe, korrigiere ich im Nachhinein einen Text. In der Erst-Fassung habe ich Menschen, deren Haltung/Verhalten mir zutiefst zuwider ist, als "Arschlöcher" bezeichnet. Darauf haben zwei wunderbare Menschen, die mitten in meinem Herzen wohnen, reagiert: Harry Bergmann und Tibor Barci. Zwei der großartigsten Ezzes-Geber, die man die Ehre haben kann, als Freunde bezeichnen zu dürfen. 

Und ich bin in mich gegangen. Und habe nach einer entradikalisierten Bezeichnung für diese "A..." gesucht. Und ich hoffe, eine gefunden zu haben, deren ich mich hinkünftig auch bedienen werde. 

Ich werde diese Menschen, die sich einäugig (weil undifferenziert) gegen ihre Artgenossen wenden, ab sofort "Zyklopen" nennen. Hier der passende Wikipedia-Eintrag dazu:

Zyklop m. ‘grausamer, gewaltbereiter Riese’. In der griechischen Mythologie sind die Zyklopen grobe, menschenfressende Riesen (Homer) mit nur einem runden Auge in der Mitte der Stirn.


Nicht wuascht ist mir - und wird es mir auch in 30 Jahren nicht sein (wenn ich es dann noch mitkriege) - wenn ein von Grund auf vernünftiges Impf-Management, wie zum Beispiel in Wien von irgendwelchen Dumpfbacken als "Diktatur" bezeichnet wird. He, Ihr Zyklopen, habt ihr im Entferntesten eine Ahnung, was eine Diktatur ist und was in einem solchen System mit Euch geschähe?


Nicht wuascht ist mir, wenn 99 von 100 Wissenschaftern eine wohlfundierte Meinung haben und 1 Fetzenschädel eine andere und der Fetzenschädel kriegt genau so viel medialen Raum, wie die Ernsthaften. He, Ihr Zyklopen, ist Euch wirklich so fad im Kopf, dass Ihr Euer Leben dafür opfern würdet? 


Nicht wuascht ist mir, wenn Leute, die ganz viel Geld aus dem Staatssäckel beziehen, höchst politische Botschaften auf elektronischem Weg austauschen (über Kirche, über Kinder, über Flüchtlinge...) und vom Nationalratspräsidenten abwärts finden das ein paar ebenso hochbezahlte Realitätsverweigerer "privat". He, Ihr Zyklopen, wie lange wollt ihr uns noch mit solchen Mies-Figuren karniffeln?


Nicht wuascht ist mir, wenn mittlerweile sogar in Kanada das Buch "Handmaid's Tale" aus den Schulbüchereien entfernt wird, weil es den armen Kinderchens angeblich nicht zumutbar ist. He, cyclopes, habt Ihr das Buch überhaupt gelesen? Da ist Kanada das Rettungsland für alle, die in den mörderisch bigotten USA verfolgt werden.


Irgendwas stimmt mit der Sprache nicht mehr.

Vielleicht, weil in den Köpfen was falsch abgebogen ist. Oder in den Herzen. Und an beiden Plätzen.


Ich hab mich lange mit dem Begriff "dystopisch" nicht auseinandergesetzt. Jetzt lauert er mir auf.

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