Die Professoren-Falle.

Vor 7 Jahren habe ich diesen Begriff "erfunden", um ein besonders karitatives Führungsverhalten zu beschreiben. Es betraf einen extrem versierten Experten im Programmieren, der den größten Teil seiner Zeit damit verbrachte, den nachwachsenden "Jungen" das Programmieren beizubringen, anstatt das Team, das er führen sollte, zu leiten. 

Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist.

Er hatte aber einen erstklassigen Charakter und eine einzigartige Expertise und so wird das Schicksal ihm wohl liebevoll gelächelt haben. 


Heute musste ich wieder an diesen Begriff denken.

Allerdings in einem anderen Zusammenhang und viel weniger empathisch. 

Im Nationalrat spricht Univ.Prof. Taschner, den ich ein paar Jahre aus nächster Nähe kannte, weil wir im gleichen Rotary-Club waren. Und der Herr Professor lobt das System Kurz und trompetet, dass er darin auch seine Zukunft sehen möchte. 

Und da frage ich mich, was aus diesem hervorragenden Wissenschafter und Didaktiker geworden ist. Ob die Mathematik - seine Leidenschaft - alles ist, was an ihm bemerkenswert ist und was in ihm falsch abgebogen sein mag.

Sind es die paar Jahre in der Politik, die ihn derart abgründig werden ließen? Ist es die seltsame Bedeutsamkeit, als einer von 183 irgendwie an den Stellrädern drehen zu dürfen? Hat der eigenartige Herr Kurz irgendwas an ihm getriggert, das Menschenkenntnis und Moral in den Graben fahren ließen? Sehr eigenartig das alles.


Und dann hätten wir noch einen zweiten Professor. Den Herrn Univ.Prof. DDr. Lewisch. Der hat ein bestelltes Gutachten für den Herrn Kurz verfasst. Und damit es bissi bedeutsamer dreinschaut, hat er - versehentlich selbstverständlich! - den Briefkopf der Universität Wien auf dem Briefpapier gelassen. Obwohl er das Gutachten nicht als Forschungsprojekt der Uni verfasst hat. Sondern "privat". Als Senior Counsel einer großen Anwaltskanzlei, deren Partnerin zufällig grade eben die neue Chefin der ÖBAG geworden war.

Und der Herr "Lewisch&Weg" (c) (Tibor Barci) wischt zur Vorsicht amal alle Rechts-Bedenken gegen den jungen Herrn Kurz beiseite und glaubt vielleicht, dass dadurch das Tätigwerden ordentlicher Gerichte obsolet werden könnte.


Und ich denke an meine Promotion, die sich in 12 Tagen zum 38. Mal jährt. Da haben wir geschworen, ein anständiges und gesetzesfürchtiges Leben zu führen, weil man uns sonst eventuell den Dr.-Titel entziehen könnte. 

Und ich frage mich, was die beiden Herren reitet.

Die haben sich ja immerhin sogar habilitiert.

Und ja, es ist wohl kein Verbrechen, sich zu einer solch bescheuerten Haltung und zu einem noch bescheuerterem Verhalten hinreißen zu lassen. 

Aber - ganz unabhängig von allen ideologischen Freiheiten - müsste es doch auch dem von den Türkisen so gern beschworenen Hausverstand einleuchten, dass das einfach nur ganz schlimm deppert ist.

Oder liegt der Fehler im System eventuell auf der Ebene des Charakters? Dann sieht es allerdings für die sogenannte "politische Kultur" so finster aus, wie im hinteren Ende des Verdauungssystems eines Elefanten. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Othmar Hill (Dienstag, 16 November 2021 18:44)

    Ja, ja man kann sich leicht irren bei der Beurteilung von Menschenkindern… Als ich vor der Wahl die Eignungstests aller Kandidaten blind für die KROne begutachten musste war ich mir beim Herrn Kurz auch nicht sicher, ob das Fehlen seiner Werte richtig sei?! Heute weiss ich um die Richtigkeit meiner Aussagen…