So.

Für alle, die 2017 die Türkisen gewählt haben, darf ein Minimum an Nachsicht gelten. Manche von denen haben sich einigermaßen ehrlich eine auch tatsächlich notwendige Erfrischung des übermüdeten politischen Systems gewünscht und diese Leistung Sebastian Kurz und seinen Adlaten zugetraut.

Mehr als ein Minimum an Nachsicht möchte ich nicht walten lassen (den Betroffenen ist das sowieso wuascht, wieviel Nachsicht sie ausgerechnet von mir kriegen können). Trotzdem: Mehr gibts vor allem deshalb nicht, weil bereits 2017 die völlige Freiheit von Empathie und Geschichtsbewusstsein der wahlwerbenden Türkisen zum Himmel stank und die Ausländer-/Flüchtlingshetze in vollem Gang war.

Ich weiß noch, wie unrund ich damals auf das sattsam bekannte "Lasst sie doch amal arbeiten!" reagierte, weil mir die bisherigen "Leistungsbeweise" dieser Kamarilla schon schwer im Magen lagen.


Wer 2019 - nach dem eklatanten Versagen der türkis-braunen Koalition - noch immer glaubte, diesen Defraudanten die Stimme geben zu müssen, hat sich bei mir schon sehr verdächtig gemacht, eine völlig ungeschützte Flanke nach rechts zu haben und außerdem null sensibel gegen Korruption und Nepotismus zu sein.


Nun haben wir fast zwei weitere Jahre Kurz erlitten und das Ausmaß des Schadens ist nicht mehr überschaubar.

Nicht nur die bis zum Brechreiz öffentlich gewordenen Machenschaften in der Steuerung von Medien und Meinungsforschung, auch die Unerträglichkeit der Schamlosigkeit, mit der diese Bande völlig ungerührt die Grundlagen der Demokratie angriff, gehören zur Spur der Verwüstung dieser Abbruchpartie.

Jetzt liegen im physischen Wortsinn Leichen neben dieser Spur.

Eine Schneise der Menschenverachtung und des völlig außer Kontrolle geratenen Narzissmus, gepaart mit einer Vasallenmentalität der weiterhin amtierenden Speichellecker, die an die grausigsten Szenen aus dem Berliner Sportpalast 1943 erinnert.


Abertausende leiden, ihre Angehörigen leben in Angst und Sorge, die Friedhöfe füllen sich mit vermeidbaren Opfern der Pandemie, nur weil eine verschworene Truppe gewissenloser Marodeure nicht genug Ehre im Leib hat, um sich von einer kontrollierten Message loszusagen, die das Land unkontrollierbar gemacht hat.

Wir haben jetzt keine Regierungskrise mehr.

Wir haben eine Staats- und Systemkrise, wenn Tausende Hirntote die Straßen überschwemmen und die Zufahrten zu den Krankenhäusern blockieren und wenn sich am Rande der Anarchie die bislang Einsichtslosen dazu aufraffen, einen Lockdown zu verhängen.

Zu spät, brustschwach und erneut meilenweit entfernt von jeder Übernahme persönlicher Verantwortung. Mehr noch: Der amtierende Kanzler, angekränkelt von 900 Jahren familiärem Feudalismus, hat die Stirn, die Schuld für den viralen Exzess der unbelehrbaren Bevölkerung umzuhängen. Er leistet sich die Ungeheuerlichkeit, davon zu schwadronieren, dass trotz intensiver Überzeugungsarbeit ein zu großer Teil der Bevölkerung nicht impfen gegangen sei.

Das ist so unfassbar falsch, dass das Gegenteil davon nicht einmal mehr stimmt.

Ja, Graf Schallenberg, wenn das Gesinde so uneinsichtig ist, wird man wohl ein anderes suchen müssen. So glauben Sie das vielleicht, Herr Bundeskanzler von Kurzens Gnaden. Aber damit sollen Sie nicht ungeschoren vom Acker kommen.


Es ist nun sowas von genug, genuger kann es gar nicht mehr werden. Der Bundespräsident, für den ich reinen Herzens gelaufen bin und der sich tatsächlich einzigartige Verdienste in seiner bisherigen Amtszeit erworben hat, ist dringend gebeten, die ultimative Karte zu zücken und diese Scharlatane nach Hause zu schicken. Unsere wunderbare Verfassung in ihrer großartigen Eleganz lässt sowas nämlich zu. Und es wäre ja nicht das erste Mal, etwas zum ersten Mal in die Gänge zu bringen in diesem verwahrlosten Land.


Und eine Bitte hab ich noch: Wer nach all dem noch immer glaubt, die Türkisen für wählbar zu halten, möge sich bitte grußlos aus meinem Bekanntenkreis entfernen.

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Kommentare: 1
  • #1

    Tanja (Freitag, 19 November 2021 17:08)

    Nein, sicher keine Nachsicht. Nicht mal ein Minimum. Nicht mal ein Stäubchen.