Die Selben.


Die selben, die jetzt wegen ihres katastrophalen Krisenmanagements von einem zunehmenden Teil der Bevölkerung in die Kritik gestellt werden, waren auch die, die das Gesundheitssystem finanziell ausgehöhlt und auf Jahre einem schleichenden Siechtum ausgesetzt haben. 

Die selben Leute, die jetzt nicht wissen, wie sie mit den Kindern in den Schulen und Kindergärten umgehen sollen, haben eine fürchterliche Rohrstaberl-Pädagogik aus dem 19. Jahrhundert wieder eingeführt. 

Die selben, die jetzt mit theatralischer Zerknirschung Pseudo-Entschuldigungen durch die zu einem Lächeln verzerrten gefletschten Zähne quetschen, haben ungerührt 12-Jährige in der Nacht deportiert und kleine Kinder in den Flüchtlingslagern den Ratten ausgeliefert. 

Die selben, die jetzt endlich und lebensgefährlich zu spät zu gesamtgesellschaftlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie gefunden haben und sich (ungerechtfertigten!!!) Diktatur-Vorwürfen ausgesetzt sehen, haben jahrelang alles getan, um die Grundlagen der Demokratie und der Gewaltenteilung zu untergraben. 

Die selben, die jetzt zu Einsicht und Solidarität aufrufen, haben bis heute nichts anderes im Sinn, als die Schwachen gegen die noch Schwächeren aufzuhetzen und das Land zu spalten in jene, die sich gerade noch aus eigener Kraft über Wasser halten können und die anderen, die trotz heftigen Strampelns untergehen. 

Gegen all diese unglaublichen Erniedrigungen, die einem Gemeinwesen jahrelang angetan wurden, haben eine blind-loyale Glaubensgemeinschaft und eine völlig aus der Kritikfähigkeit gefallene bürgerliche Presse ebenso jahrelang nichts einzuwenden gehabt.

Erst, als die Toten auf den Spitalskorridoren abgestellt wurden - und nicht einmal angesichts der unpackbaren Durchgriffe mit frisierten Umfragen und bestellten Zeitungsartikeln - erst dann war es einigen unbekehrbaren Adoranten offensichtlich genug.


Das - genau das - lässt mich schaudern, wie kaputt das System von gesamthafter Moral und der Schutzmechanismen unserer Demokratie schon geworden ist.

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