Nach einer Woche, in der so viel passiert ist und wo man immer noch nicht sicher sein kann, ob alles passiert ist, was passieren könnte oder sollte, lohnt es sich, ein bissi den Schutt der Ereignisse zusammenzukehren.
Ich möchte meine Gedanken auf ein Feld lenken, das - so steht zu fürchten - einer erschreckenden Mehrheit der ÖsterreicherInnen ziemlich egal ist.
Diese Mehrheit reagiert in ihrer Abgestumpftheit grade noch auf die berühmten rauchenden Colts. Das heißt, man muss einen Übeltäter schon in flagranti erwischen, um ihn aus dem Verkehr zu ziehen. Ansonsten ist es eher ein Quell der Bewunderung, wenn man jemand ist, der sich bei seinen Schweinereien eben nicht erwischen lässt.
Deshalb ist es den Kürzlingen auch so lange gelungen, ihre Unerträglichkeiten durchzuziehen. Deshalb haben sie sich ja so lange auf das Strafrecht als rote Linie bezogen, weil sie wussten, dass sowas wie Moral der Mehrheit scheißegal ist.
Und deshalb sind sie jetzt der Reihe nach abgehauen. Nicht, weil sie zuhause Windeln wechseln wollen, sondern weil der Staatsanwalt hinter ihnen her ist.
Wohin möchte ich nun also meine Gedanken lenken?
Auf die vollkommene moralische Verwahrlosung, die diese von der Hybris zerfressene Gang dem Land übergestülpt hat.
Genau das ist der Mehrheit in diesem Land von Herzen egal. Mir nicht. Und ich hoffe, zumindest einer qualifizierten Minderheit auch nicht.
Es geht um das vollkommen versiffte Menschenbild, das die Akteure treibt und das ihre Fans nicht nur hinnehmen, sondern auch befürworten.
Der gewissenlose Karrierismus. Die Niedertracht den Kindern gegenüber. Das gnadenlose Hintreten auf die Schwachen. Die Spaltung von Familien und der gesamten Gesellschaft. Die Verachtung gegenüber den abendländischen Tugenden der Aufklärung. Die bodenlose Intoleranz. Die Geschichtsvergessenheit und die Blindheit gegenüber dem Faschismus.
Mehr noch: Das Hochquirln des latenten Faschismus in den Konservativen. Sehenden Auges, absichtsvoll.
All diese Schrecklichkeiten haben sie dem Land angetan, ohne nennenswerten Widerstand zu erfahren.
Nun könnten sich vielleicht ein paar "Schein-Schwarze" in Regierungsämter verirren. Und es könnte sein, dass der Trick aufgeht.
Und dass beispielsweise die Neos sich ihrer schwarzen Wurzeln besinnen und erwägen, mit diesen Taufschein-Schwarzen eine Koalition zu bilden.
Dann ist es vorbei mit Rot/Grün/Pink.
Weil weder die Pinken, noch die Grünen mit den Roten koalieren würden. Und dann reicht es halt wieder nicht, auf Seiten der Roten auf die Schwäche der Schwarzen zu hoffen. Und dann reicht es wieder nicht, mit Pam und ihren Biedermeier-Beratern anzutreten.
Da müsste die SPÖ ein so starkes Angebot haben, dass sie die Schwarzen um mindestens 10 Prozentpunkte deklassiert.
Dann, nur dann, ändert sich was.
Denn:
"Der Schoß ist fruchtbar noch
aus dem das alles kroch." (Brecht)
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