1 Woche.

Vor 1 Woche habe ich auf Facebook eine Idee platziert: Eine Menschenkette des Schweigens auf der Wiener Ringstraße. Rund um den ganzen Ring. 

Alle Teilnehmenden mit 1,5 Meter Sicherheitsabstand. Nicht gehend. Stehend.

Mit Lichtern. Als Zeichen der Dankbarkeit für die Heilenden und Pflegenden. Als Zeichen des Mitgefühl für die Toten und die Kranken und deren Angehörige. Schweigend. Als Zeichen der schweigenden Mehrheit. 


Auf dieses Posting haben über 230 Menschen mit Likes reagiert. Es wurde über 90 mal geteilt. 

Die Reaktionen kamen durchwegs von Menschen, die sich beteiligen wollten. 

Leider meldeten sich nur Einzelpersonen, die die Idee gut fanden, aber nicht umsetzen konnten. Ich hatte zwar ganz klar zum Ausdruck gebracht, dass mir Kraft und Infrastruktur fehlen, um die Idee auch tatsächlich zu organisieren - und doch sprang keine jener Organisationen darauf an, die so etwas auch logistisch stemmen könnten.


In 1 Woche ist viel passiert. Zwei meiner engsten Jugendfreunde sind voller Engagement ans Werk gegangen und haben gekurbelt, was das Zeug hielt. 

Die Volkshilfe OÖ hat reagiert und wollte die Idee der Bundesorganisation ans Herz legen. Viele andere Kontakte wurden geknüpft, ohne dass bisher ein konkreter Impuls zustande gekommen wäre. 

Ich habe 1 Woche lang telefoniert und geschrieben.

Unglaublich liebevoll unterstützt von meiner Freundin aus Werberzeiten Andrea Hammer. 

Leider ohne konkretes Ergebnis.


Ich habe gelernt. 

Es dauert zum Teil erschreckend lange, bis sich oberste Repräsentanten wichtiger Organisationen klar werden, in welcher Gefahr sich die Demokratie in Österreich bereits befindet. Es ist traurig zu erfahren, wie groß die Angst vor den radikalisierten Impfgegnern bereits ist. Große Medien haben Bedenken, sich für die schweigende Mehrheit zu engagieren. Vertreter der schreibenden Zunft sagen mir, dass sie angepöbelt werden und halten sich bedeckt. 

Es gibt auch eine Menge von Eigeninteressen.

Einzelne Organisationen machen lieber eigene Aktionen, anstatt sich zu vernetzen. 

Mir fehlt an allen Ecken und Enden die eigene Prominenz, um als Ideengeber zugkräftig zu sein, auch wenn sich nun eine große Sozialhilfeorganisation mit einer sehr ähnlichen Idee zu Wort meldet. 

Das ist mir natürlich sehr recht. Hauptsache, es passiert etwas.

Ich habe viel über mich gelernt.

So nahe an einer großen Idee war ich noch nie. 

So nahe am kritischen Punkt meines eigenen Kräftehaushalts allerdings auch noch nie.

Das Ego hat mich geritten und hat meine ursprünglich kluge Erkenntnis, mich aus jeglicher Orga rauszuhalten, overruled. 

Ergebnis: Blutdrucksorgen, Schlafentzug, rote Drehzahlen. Angst, helfende Freunde zu enttäuschen. 

Dann die erlösende Erkenntnis: Ich muss loslassen. 

Habe ich auch getan. 


Es bleibt die Angst. Dass der Mob den Lautstärkeregler nicht mehr loslässt und die Dezibel hochfährt. So hoch, dass die Zivilgesellschaft kneift.

Es gibt Marken, die sich an die wunderbare Deutsche Kampagne hängen und ihre Slogans in den Dienst des Impfens stellen.

Es gibt aber auch solche, die sich vor der Marktmacht der Ungeimpften fürchten und sich deshalb nicht beteiligen.


Es gibt derzeit alles. Nicht alles stiftet Zuversicht. 

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