Hofburg.

Neuwahlen für den Nationalrat wünschen sich viele - auch ich. Ob es sie geben wird, bleibt nach heutiger Sicht der Dinge unklar.

Eine große Wahl findet aber 2022 ganz sicher statt:

Die des Bundespräsidenten. Spätestens im 4. Quartal muss sie stattfinden. 


Und weil grad noch eine kleine Gedankenpause möglich ist, mache ich einen harmlosen Optionen-Spaziergang.

Ich bin für eine zweite Amtszeit des gegenwärtigen Bundespräsidenten. Aber nur, wenn es keine bessere Option gibt. Anders formuliert: Ich wünsche mir geradezu eine interessante Alternative. 

Gäbe es die, wäre ich sehr vehement für jemand Neuen. Warum?

VdB hat sich historische Verdienste erworben, 

als der Ibiza-Skandal die damalige Türkis-Blaune Regierung hinwegfegte. Das erstmalige Einsetzen einer Expertenregierung in der Zweiten Republik ist gut gelungen, wenngleich - wie VdB selbst rückblickend eingestand - ihr Handlungsspielraum zu stark eingeschränkt war. Auch das Handling unserer eleganten Verfassung gelang ihm außergewöhnlich gut.

VdB hat unendliche Reputation aufgebaut, als die Pandemie uns angriff und das Land dringend jemand brauchte, der das Virus nicht zum Eigenmarketing missbrauchen wollte. All das gehört ihm zweifelsfrei.


Im Jahr 2021 konnte man aber eine gewisse Zurückhaltung gerade dort spüren, wo sie definitiv fehl am Platz war. 

Drei Kanzler in einem Jahr sind eine Zumutung für jedes politische System und als Staatsbürger habe ich mir mehr gewünscht, als Salbungsvolles von der Präsidentenkanzel.

Zumindest eine Nicht-Wiederangelobung des Herrn Schallenberg hätte sein müssen, um zu zeigen, dass der Bundeskanzler der Republik kein Durchlaufposten ist, den man nur so lange macht, wie es einem die Partei erlaubt. Innerhalb weniger Monate vom Außenamt ins Kanzleramt und wieder zurückzupendeln, ist eine Beleidigung der jeweiligen Ämter. 

Ganz daneben - jedenfalls für meinen Geschmack - ist die präsidenzielle Position gegenüber den Schwurbler-Demonstranten. Ein eklatantes Vakuum der Hofburg gegenüber allen, die sich eine Diktatur-Paranoia angezüchtet haben, ist aus meiner Sicht nicht mehr hinnehmbar. Da wäre längst ein Ordnungsruf nötig gewesen, um alle, die die Grundwerte der Demokratie anrülpsen und sich in einer Diktatur wähnen, auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Hier ist kein Platz mehr für mildes Mahnen, hier gehört ein Ordnungsruf her. 

Welches Schielen zu welchen Wählerpotenzialen für eine Wiederwahl auch immer hier stattgefunden haben mag - es war und ist in höchstem Maße deplatziert. 


Sollte sich also ein/e GegenkandidatIn finden, der/die das nötige Format hat, bin ich als Wähler zu haben. Wir haben erstaunlich gute Optionen:


Othmar Karas, zum Beispiel, der eine astreine europäische Spur zieht - seit Jahren! - und sich nicht in den türkisen Gebetsverein eingliedern ließ.


Oder Franz Fischler - eine in jeder Hinsicht würdige Figur, die unbeirrt zu guten Positionen steht.


Oder auch Irmgard Griss, die sich mutig und top-kompetent zu Verfassungsfragen in pandemischen Zeiten geäußert hat.


Fischler und Griss sind beide gleich alt (75) und somit in einem ähnlichen Alter wie VdB, als der zuletzt antrat. 


Bleibt nur die SPÖ, die hoffentlich vom fast planmäßigen Dämlichkeits-Anfall Abstand nimmt und Doris Bures nicht nominieren sollte. 


Wir hätten tatsächlich eine Wahl.

Ich würde sie gerne nützen. 

 

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