Faschismus. Der Anfang.

Seit zwei Wochen lese ich an einer 830 Seiten schweren Schwarte. 

Und jede einzelne Seite ist es wert.

Antonio Scurati: "M. Der Sohn des Jahrhunderts." 

Es ist ein Roman, in dem der Weg von Benito Mussolini vor genau 100 Jahren an die Macht in Italien beschrieben wird. Nur 6 Jahre hat er dafür gebraucht. Die New York Times lobt das Buch als "Mahnmal gegen den Faschismus".


Auf den Seiten 299 und 300 wird die DNA des Faschismus erklärt. So unfassbar eindrücklich, 

dass einem der Atem stehenbleibt. 


Hier das Zitat:

"Panik, diese Hebamme der Geschichte, ist etwas Großartiges. Cesare Rossi wiederholt ständig, genau darin könne ihr wunderbarer Tauschhandel bestehen: Hass gegen Angst. Die neuen Faschisten sind allesamt Menschen, die gestern noch vor der sozialistischen Revolution gezittert haben, Menschen, die von Angst lebten, sich von Angst ernährten, sich mit der Angst ins Bett legten. Männer, die im Schlaf wimmerten wie Kleinkinder und auf die Frage der Ehefrauen "Was ist los, Liebling?", schnieften: "Nichts, es ist nichts, schlaf weiter." An der Wertpapierbörse der Habenichtse wird jetzt das Schwermetall Angst gegen die hoch im Kurs stehende Währung tödlicher Hass getauscht. 

Hasserfüllte Kleinbürger: Aus ihnen wird ihre Armee bestehen. Die aufgrund von Kriegsspekulationen des Großkapitals deklassierte Mittelklasse, die jungen Fähnriche, die nicht damit klarkommen, das Kommando abgeben und in ihren mediokren Alltag zurückkehren zu müssen, die kleinen Beamten, die kaum etwas so beleidigt wie die neuen Schuhe der Bauerstochter, die Halbpächter, die sich ein Stückchen Land gekauft haben und nun bereit sind, dafür zu töten, alles brave Leute, die in Furcht und Sorge verfallen sind. 

Alles Leute, die bis in ihr Innerstes von dem unbändigen Wunsch erfüllt sind, sich einem starken Mann zu unterwerfen und zugleich über die Wehrlosen zu herrschen. Sie würden jedem neuen Herren die Füße küssen, Hauptsache, man gibt auch ihnen jemanden, nach dem sie treten können."

Zitat Ende.

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