Überzeugung.

Ich bin davon überzeugt, dass sich das demokratische System in Österreich auf einem Scheideweg befindet. 

Die Demokratie und ihr auf Toleranz und Ausgleich der Interessen gegründetes Wesen wird frontal von Kräften der Intoleranz und der Impertinenz angegriffen. Sie ist in ihrem Immunsystem geschwächt, weil ihr viel zu lange mit hartnäckiger Unachtsamkeit und bewusster Ignoranz Schaden zugefügt worden ist. 

Das Spiel mit den Kräften der Unbildung und des Abgehängt-Seins, um mit schnell gewechseltem Kleingeld an die Macht zu kommen und dort zu verweilen, hat dem ganzen Land einen Pyrrhus-Sieg der Niederträchtigen eingebrockt. 

Aus dem Grundrauschen der Polarisierung, des Fremdenhasses, der Intoleranz, der Ausgrenzung, des Hintretens auf die Schwächeren und des Faustrechts beim Kampf um die Pfründe ist ein unerträglicher Tinnitus geworden, der einem die Ruhe, die Freude und das Vertrauen in die Belastbarkeit des Zusammenlebens raubt. 


Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass die Demokratie nur dann eine belastbare Zukunft hat, wenn sie sich jetzt besinnt. Wenn jetzt endlich ein Neuanfang gesetzt wird, in dem die alten Garden der Parteien durch die rudimentären Kräfte, denen Ehrlichkeit und Prinzipienfestigkeit noch ein Anliegen sind, ersetzt werden. 

Es gibt solche Menschen in der ÖVP, der SPÖ, bei den Grünen ebenso wie bei den Pinken. Nur bei der FPÖ muss man jede Hoffnung begraben. 

Genau diese Allianz der Aufrechten in allen Parteien sollte ein klares Signal der Abgrenzung gegen alle senden, die sich einen demagogischen Sport daraus machen, grundsätzlich jeden Abschaum der Intoleranz und der Unvernunft anlocken und an sich binden zu wollen. 

Es kann keine Toleranz gegen die Intoleranz geben, denn das wäre das Ende der Toleranz und das Licht der Aufklärung würde erlöschen. 

Ich wehre mich mit allen Kräften gegen alle Versuche, jenen verständnisvoll gegenüberzutreten, die seit zwei Jahren jedes Verständnis für eine solidarische Vernunft vermissen lassen und hintertreiben. 

Ich will nicht verstehen, welchen Sinn es haben sollte, genau diese Sprengmeister der Grundfesten eines aufgeklärten Zusammenlebens und des zivilisierten Wettstreits der Ideen in irgendetwas einzubinden, außer in das Geflecht ihrer eigenen Verworrenheit.

Wir brauchen eine neue Streitkultur.

Wir brauchen klar voneinander unterscheidbare Konzepte für die Art, wie wir zusammenleben wollen und auch einen sportlichen Modus der Auseinandersetzung. Wir brauchen die Bereitschaft, Schnittmengen zu suchen und die positiven Ausnahmen des Verstehens zum Rezept für die Suche nach Gemeinsamkeiten zu machen.

Wir brauchen vor allem einen robusten und resoluten Widerstand gegen jede Demagogie und jeden Versuch der Aufhetzung auf der Basis von Lügen und Manipulation.

Wir brauchen beinahe brutale Instrumente der Kontrolle gegen alle Formen der Durchstechereien und der Hinterhof-Absprachen. Es muss endlich Schluss sein mit der vorder- und hintergründigen Bestechung von Medien und deren Multiplikatoren. 


Wenn nicht endlich grundlegend an den Wurzeln (radikal!) saniert wird, brechen die Grundfesten des demokratisch-pluralistischen Systems unter unseren Füßen weg und wir landen im Sumpf der Demagogie und der Massenpsychose. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Joachim Rosenberger (Montag, 31 Januar 2022 08:29)

    Jawoll. Darauf läufts hinaus. Und ich hätte gerne endlich wieder eine SPÖ , die sich oberhalb der Wahrnehmungsgrenze bewegt.