Kompromiss.

In meinen Konflikt-Management-Seminaren versuche ich mit großer Leidenschaft, die Handlungsfähigkeit aller Beteiligten als erstrebenswertes Ziel der Auseinandersetzung zu propagieren. 

Dabei versuche ich auch, den Kompromiss als gutes Ergebnis auf dem Weg zur "Integration" zu promoten. 

Integration als jener Ideal-Zustand, wo alle Beteiligten möglichst viel von ihrer Zielvorstellung erreicht haben.


Als Hilfestellung für diesen Weg weise ich gerne auf das englische "give to gain" hin, das eine gute Bedienungsanleitung für den Interessensausgleich darstellt. (Auch wenn das beim Brexit leider nicht so stattfand.) 


Und ich erzähle als abschreckendes Beispiel von den üblen Gepflogenheiten der 60er-Jahre, als die SPÖ den Außenminister wollte und die ÖVP einen höheren Milchpreis. Diese Verknüpfung von inhaltlich nicht zusammenhängenden Ansprüchen nennt man Junktim, aber nicht Kompromiss. 

Trotzdem wurden Deals dieser Art notorisch als Kompromisse verkauft. Mit dem Effekt, dass niemand imstande war, so einen Kuhhandel als positiv zu verstehen und der Kompromiss als solcher als "faul" abgestempelt wurde. 


Nun dürfen wir aus dem Türkis/Grünen Sideletter erfahren, dass es wieder ein Junktim gegeben hat (eines von vielen): Tausche den Vorsitz im ORF Stiftungsrat (für die Grünen) gegen das Kopftuchverbot für Lehrerinnen (für die Türkisen). 


Abgesehen von unfreiwillig seltsamen Bildern im Kopf (Lothar Lockl mit Kopftuch im Stiftungsrat) fällt mir dazu nur eines ein:

Danke für Nix, Ihr Koffer.

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