2016.
Ich freu mir einen Haxn aus, als VdB seine Kandidatur bekanntgibt. Halte naiverweise eine Gegenkandidatur eines ernsthaften Konkurrenten für unwahrscheinlich.
Dann folgen die ersten Interviews und die Kandidatur Hofers. Fühlt sich nicht gut an.
VdB ist/wirkt unvorbereitet, leistet sich Faktenfehler und wird immer wieder von Hofers NLP-Tricks aufs Glatteis geführt.
Nach all den Irrungen und Wirrungen erweist sich Hofer als ein sehr schlagkräftiges Argument für VdB, man erinnere sich nur an den wahrscheinlich wahlentscheidenden Sager "Sie werden sich noch wundern, was alles geht."
In meiner Erinnerung immer noch qualvoll präsent:
Die zahlreichen Ausrutscher und Blößen VdBs in den Diskussionen, die offenlegten, dass er nicht bereit/in der Lage war, sich auf bereits bekannte Tricks des Gegners einzustellen.
Am Ende gewinnt er - Gott sei Dank.
Interessant: Die offizielle ÖVP hat sich nicht zu einer Wahlempfehlung für ihn erwärmen können. Ein paar altgediente Christlich-Soziale veranstalten Unterstützungs-Veranstaltungen.
Dann folgt seine von einer historischen Serie von Systemkrisen gebeutelte Amtszeit. Die Hürden und Schlaglöcher und Katastrophen nimmt er mit Grandezza.
2022.
Nach vorher schon auffälligem Gezuckel verkündet VdB seine Wiederkandidatur. Monatelang weicht er vorher einigen dringend gebotenen Klarstellungen aus.
Dann folgt das Desaster.
Im ZiB2-Interview trifft er auf den gut vorbereiteten Martin Thür, der sich nur eine schlimme Blöße gibt:
Er kann notorisch nicht zwischen der Eleganz der Verfassung und der hässlichen politischen Wirklichkeit unterscheiden und wird durchaus kompetent von VdB aufgeklärt. Das wars dann aber auch schon.
Holpereien, Gedächtnislücken, Schnoddrigkeiten werden von VdB aneinandergereiht. Am schlimmsten: Er zieht sich bei den nicht judizierten Korruptionsfällen auf das Strafrecht als Kriterium zurück und gibt keinen Hinweis auf eine grundsätzliche Problematik in der politischen Ethik des Landes.
Zum "Dank" wird er trotz dieses Köders auch diesmal nicht von der ÖVP unterstützt, die ihm wie zum Hohn "viel Glück" wünscht.
Mich wurmt das alles ungemein.
Wieder schlecht vorbereitet. Wieder sichtlich der Meinung, mit der Mischung aus Professor und Wortwitz würde es schon gehen. Ich muss an meine Omi denken, die treffsicher meinte: "Im Alter verdoppeln und verdreifachen sich die Schwächen eines Menschen."
Und ich bin sauer. Hatte ich 2016 noch den unpackbaren Hofer als letztes Argument für VdB, so fehlt mir nun der ernstzunehmende Gegenpol.
Es bleiben die unübersehbaren Verschleißerscheinungen eines tapferen alten Herren, der sich offensichtlich darauf verlassen möchte, die erste Runde wäre Argument genug für die zweite. Und der auf die Zustimmung jener spekuliert, die ihn (wieder) an der ausgestreckten Hand verhungern lassen.
Das hinterlässt einen Nachgeschmack, für den "schal" ein unzureichender Begriff ist.
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Gregor (Dienstag, 24 Mai 2022 15:57)
Wie wahr. Leider. Trotzdem, eh scho wissen...