Whataboutism.

Ein Gespenst geht um in der politischen Kommunikation. Es ist uralt, feiert regelmäßig fröhliche Umstände und seit ein paar Jahren hat es regelrecht Hochkonjunktur: Das "Bitte der/die andere hat auch, ist noch viel schlimmerer, macht eh genau das Gleiche wie wir"-Monster. 

Kurz: Der "Whataboutism".


Derzeit leidenschaftlich betrieben von 

Frau Sachslehner, der Abfallwirtschafts-Referentin der ÖVP. Und von vielen ihrer Gleichgesinnten. 

Aber auch Rot und Grün bemühen sich redlich, dem politischen Mitbewerb mit dem ausgestreckten Zeigefinger mitten ins trübe Auge zu stechen.

Halbwegs löbliche Ausnahme: Pink.

Und sogar die Effen halten sich damit zurück - die haben aber genügend andere Grauslichkeiten, die sie weitaus schrecklicher beherrschen, als die anderen. 


Bitte, es ist dermaßen langweilig, dass einem schon amal schlecht werden kann. Das ist peinlichstes Schulhof-Niveau und wahrscheinlich mittlerweile sogar den VolksschülerInnen zu blöd. 


Der gnadenlos eintretende Kollateralschaden der ewigen Fingerpointerei ist der Glaubwürdigkeitsverlust des gesamten politischen Biotops. Wahrscheinlich gekrönt vom armseligen Triumph, sagen zu können: "Bitte, Chef, die anderen sind aber noch viel unglaubwürdigerer, als wir!"


Was mir zusätzlich und vermehrt auffällt:

In vielen sehr redlich geführten Diskussionen über Gender Equality werden von sehr engagierten weiblichen Diskutanten leidenschaftliche Beiträge platziert, in denen die bewusste Schlechterstellung von Männern vehement verteidigt wird.

Etwa so: "Wenn Du jetzt einen Job nicht kriegst, weil Du ein Mann bist, musst Du das schon aushalten. Schließlich haben wir Frauen viele Jahre lang genau das selbe mitgemacht." Oder: "Wenn die Männer jetzt verallgemeinernd mit Vorurteilen belastet werden, schadet das nix, wir kennen das schon lange." 


Das ist aus meiner Sicht ein schwerer taktischer Fehler. Meine Omi meinte zwar immer, man möge Hitze mit Hitze bekämpfen und empfahl deshalb gegen die Sommerhitze den Genuss von heißem Tee.

Ich glaube aber, dass es gerade in der so sensiblen Thematik der Gender Equality gut täte, eben nicht Gleiches mit Gleichem zu vergelten. 

Frau stellt sich dadurch auf genau das Niveau, das sie zurecht wütend bekämpft und begibt sich damit auf das Schlachtfeld des Gegners. Eine Strategie, von der vor 2600 Jahren bereits Sun Tsu dringend abgeraten hatte, weil dort doch der Watschenbaum steht, dessen Früchte genau auf den Eindringling herabprasseln würden. 

Diese spezifische Form des Whataboutismus wirkt umso kontraproduktiver, als in ihr kaum verborgen das Bedürfnis nach Rache schlummert. 

Verständlich, nachvollziehbar, aber demotivierend für alle Schniedlträger, die sich gerne und loyal mit der Sache der Frauen solidarisieren möchten.  

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