Tag der Fahne.

So nannte man den Nationalfeiertag, als ich Volksschüler war. Und wir bastelten rot-weiß-rote Fähnchen. Und unser Schuldirektor war immer noch stolz auf sein Hitlerbärtchen. 

Und uns wurde beigebracht: In Österreich gibt es nie wieder Krieg, weil wir sind neutral! 


15 Jahre später habe ich als Student erheblich besser Bescheid gewusst über die Neutralität und wir saßen in einem Proseminar und unser Professor stellte uns die Frage: "Wer schützt uns vor unseren Freunden?"

Das war fürs erste recht irritierend, denn kurz zuvor - beim Bundesheer - mussten wir ausschließlich von einer Gefahr aus dem "Osten" ausgehen. 


Nocheinmal 15 Jahre später stand die Abstimmung über Österreichs Beitritt zur EU an und die Uromi meiner Kinder fragte uns: "Was ist gut für meine Urenkerln, denn für das werde ich abstimmen." Und wir sagten ihr: "Urli, die EU ist gut für Deine Urenkel, bitte stimme mit Ja - so wie wir." 


Und wieder 15 Jahre später gingen die Faschisten in Österreich auf Stimmenfang mit so fürchterlichen Themen wie Gurkenkrümmmung, aber auch mit original faschistischen Ansagen wie Überfremdung und Bevölkerungsaustausch und Visegrad winkte schon mit seiner chauvinistischen Fratze um die Ecke. 


Heute müssen wir darüber grübeln, warum die Parteien ihre ausgebrannten Raketenstufen in die EU-Wahlen schicken oder keinen Genierer haben, 

ihre schrecklichsten Lemuren als Aushängeschilder zu promoten. 


Und die Urli rotiert in ihrem Grab. 

Wenigstens muss ich meinen Kindern nicht erklären, warum es eine historische Auszeichnung ist, in der EU leben zu können. Als Österreicher*innen.

Volksschule 1965
Volksschule 1965

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